30 Jahre meines Lebens habe ich in Sierre-Siders zweisprachig unterrichtet. Jetzt weiss ich, dass dies die beste Prävention war gegen Krankheiten wie Demenz und Alzheimer, vor denen ich nun zeitlebens geschützt bin, mag ich auch hundert Jahre alt werden oder mehr. Wer zweisprachig ist und dazu noch singen kann, der ist gewappnet gegen Alzheimer. Das haben Forscher der Universität Mailand herausgefunden. Nebst meiner zweisprachigen Unterrichtstätigkeit singe ich im Oberwalliser Lehrerchor als Tenor. Damit ist klar: Ich werde vielleicht irgendwann mal sterben, aber gewiss nicht an Demenz oder Alzheimer. Deshalb habe ich kürzlich auf der Brücke, die über die Raspille führt, die Walliser Hymne in französischer Sprache gesungen. Dies zur Feier meiner Langlebigkeit. Die Raspille ist der kleine Grenzfluss, der das Ober- vom Unterwallis trennt (Bild). Die Raspille trennt (oder verbindet) damit auch die beiden Walliser Sprachen.
Doch schön der Reihe nach. Wer zweisprachig ist, erkrankt kaum jemals an Demenz oder Alzheimer. Was sind die Gründe dafür? Wer lebenslang zwei Sprachen aktiv nutzt, der baut schützende Reserven auf und der wappnet so sein Gehirn vor Alzheimer. Dies haben Forscher der San-Raffaele-Universität in Mailand soeben herausgefunden. Eine Arbeitsgruppe um Direttore Daniele Perani konnte zeigen, dass das Gehirn von zweisprachigen Menschen eine sogenannte „kognitive Reserve“ aufbauen muss, um den Anforderungen der Zweisprachigkeit gewachsen zu sein. Das Gehirn zweisprachiger Menschen muss also über Jahre einen riesen Effort leisten.
Diese Mühe lohnt sich aber. Inzwischen ist auch die Universität Zürich hellhörig geworden und bestätigt die Ergebnisse der Mailänder Forscher. Andreas Maercker, Professor am Psychologischen Institut der Universität Zürich, sagt wörtlich: „Der Grad, wie stark die Zweisprachigkeit aktiv genutzt wird, korreliert offenbar deutlich mit der dabei aufgebauten kognitiven Reserve.“ (Gerlinde Felix in der NZZ am Sonntag).
Wie die Forscher übereinstimmend berichten, scheint die Zweisprachigkeit das Gehirn auf zweifache Art und Weise zu schützen. Bilinguale Menschen haben zum einen mehr weisse und graue Substanz in jenen Gehirnarealen, die für das Gedächtnis und für die Sprache relevant sind. Werden demenzbedingt Hirnzellen zerstört, sind deshalb mehr Zellen vorhanden, um diesen Verlust auszugleichen. Dazu kommt, dass die Hirnareale auch besser vernetzt sind.
Andreas Maercker ist sogar überzeugt, dass Zweisprachigkeit als Präventions-Tool genutzt werden kann. Es sei sinnvoll, eine bilinguale oder auch multilinguale Spracherziehung so früh wie möglich vorzunehmen, gibt er sich überzeugt. Wichtig sei, dass man die Zweisprachigkeit täglich im Gespräch mit anderen Menschen und auch beim Lesen nutze.
Nebst der Zweisprachigkeit hilft auch das Singen und Musizieren gegen Demenz und Alzheimer. Beim Musizieren werden jene Hirnstrukturen trainiert, die mit der Tonverarbeitung beschäftigt sind. Zusammenfassend lässt sich sagen: Zweisprachigkeit und Singen / Musizieren ist beste Prävention gegen Demenz und Alzheimer.
Exklusiv für Sie, liebe Leserin, lieber Leser, habe ich deshalb eine kombinierte Übung aus Zweisprachigkeit und Singen / Musizieren zusammengestellt: Wenn Sie täglich die Walliser Hymne in französischer Sprache singen, sollten Sie zuverlässig gegen Demenz und Alzheimer geschützt sein:
Je commence par „l’hymne national“ valaisan (mon canton):
Mon bon Valais
Quel est ce pays merveilleux, que je chéries, où je suis né? Où l’Alpe blanche jusq’aux cieux, élève son front couronné!
Vallée où le Rhone a son cours, noble pays de mes amours, c’est toi, mon beau Valais ! Reste à jamais, Reste à jamais, Reste mes amours !
Zum Bild: Die Raspille, der Granzfluss zwischen Ober- und Unterwallis. Foto: Kurt Schnidrig.