„Seinetwegen“, so heisst der Roman, der im Theater Basel von einer fünfköpfigen Jury mit dem Schweizer Buchpreis ausgezeichnet wurde. Autorin des Romans ist Zora del Buono, eine Zürcher Architektin. Sie war damals gerade mal acht Monate alt, als ihr Vater bei einem Autounfall ums Leben kam.
Nach mittlerweile 60 Jahren keimte in der Autorin der Wunsch auf, mehr über den Unfall von damals zu erfahren. Die literarische Recherche-Reise mündete schliesslich in einer vielschichtigen Biografie, die authentisch und elegant um die Themen Schuld, Verzeihen und Vergessen kreist.
Im Publikums-Voting erwies sich Martin R. Dean mit seinem Roman „Tabak und Schokolade“ als aussichtsreichster Mitstreiter um den Schweizer Buchpreis. In seinem Roman spürt auch er seinem verlorenen Vater nach. Und auch er hinterfragt sein Schicksal, sein Roman kreist um so gewichtige Themen wie Rassismus, Kolonialismus und um das Verdrängen.
Warum die Buchpreis-Jury den Roman von Zora del Buono favorisierte, lässt sich nur erahnen. Die Jury liess verlauten:
«Mit überraschender Leichtigkeit verflicht sie in diesem dicht komponierten Recherche-Roman Statistiken, Gerichtsdokumente und Szenen aus ihrem Leben. Das Buch ist ein leiser, unprätentiöser Text voll existenzieller Wucht.»
Zora del Buonos Vater kam 1963 bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Im Buch trägt der Verursacher die Initialen E.T. Es sind dies auch die Initialen des Science-Fiction-Spielfilms von Steven Spielberg.
Doch E.T. im Roman von Zora del Buono ist ein Täter, ein Raser, der in einer Kurve ein Pferdefuhrwerk überholte und dabei auf die Gegenfahrbahn geriet. E.T. verursachte eine Frontalkollision mit dem Auto, in dem Manfredi del Buono sass.
E.T. wurde zu 200 Franken Busse verurteilt sowie zu zwei Jahren auf Bewährung. Mit der Schuld, einen Menschen getötet zu haben, musste er weiterleben, was – nach Meinung der Autorin – wohl die grösste Strafe für ihn war.
In unserer Vorschau auf den Schweizer Buchpreis lagen wir mit unseren Prognosen richtig. Wir favorisierten zwar eher „Tabak und Schokolade“ vom Martin R. Dean, räumten aber dem Roman „Seinetwegen“ von Zora del Buono ebenfalls gute Chancen auf den Gewinn des Buchpreises ein. Die Jury tat sich denn auch schwer, sich zwischen diesen beiden Büchern zu entscheiden.
Buchhinweis: Zora del Buono: «Seinetwegen». 204 Seiten. C.H. Beck, 2024.
Text, Bild und Radiosendung: Kurt Schnidrig