Es gibt Lieder, die gehen kaum mehr aus dem Ohr raus. So richtige Ohrwürmer eben. Meistens handelt es sich dabei um Songs, die alle kennen. Die Jungen genauso wie wir anderen, die wir etwas in die Jahre gekommen sind. Früher stand in jeder Beiz noch so ne Jukebox. Gepresst auf Schelllackplatten, konnte man in diesen Automaten die Evergreens anwählen. Dann ein Fränkli reinwerfen und schon ging’s munter los mit der Musik. Natürlich wählte man je nach der momentanen Stimmung das Lied in der Jukebox aus. Bei einem Bierchen liess es sich dann trefflich philosophieren über das Leichte und über das Schwere in dieser Welt.
Der musikbegeisterte Performer Hugo Ramneck hat sich von solch altbekannten Liedern zu neuen literarischen Texten inspirieren lassen. Sein Buch „Meine Generation. Eine Jukebox“ ist soeben im Wieser Verlag erschienen. Rhythmische und frische Texte in allen Tonlagen sind dabei entstanden. Die literarisch-musikalische Reise geht von B wie Beatles über J wie Joplin bis Z wie ZAPPA. Das Buch von Hugo Ramneck ist zwar neu, nach diesem Konzept verfahren jedoch auch andere Chorleiter und Dirigenten.
Bis noch vor kurzem leitete und dirigierte ich einen Chor mit jungen Frauen (Bild). Auf der Suche nach Songs mit guten Texten sind wir regelmässig in den 60er-Jahren gelandet. Tatsächlich orientieren sich auch heute noch viele Musiker am Stil der Sechziger. Amy Winehouse beispielsweise hat vorgemacht, wie man eine musikalische Mischung aus dem Soul der 60er-Jahre, der 2000er-Jahre und den modernen Hip-Hop Beats kreieren kann. Der Retro-Sixtiestil war denn auch die Stilrichtung, die ich mit meinem Chor bevorzugte. Forever Young ist so eine Rille, die man früher in der Version von Bob Dylan kannte, heute vielleicht mehr als Rap. Wenn sich der Musikstil auch gewandelt hat, der Text ist immer gleich tiefgründig und ermutigend geblieben. Wir liessen uns von der Version des Rappers Bushido inspirieren. Hier ein kurzer Text-Ausschnitt für Chor und Rapper:
Chor:
Für immer jung, ein Leben lang, für immer jung / Du musst dich an die schöne Zeit erinnern, denn nichts ist / für immer.
Rapper:
Du wirst geboren um zu sterben, dieses Leben ist ne Brücke / 32 Jahre alt, ich steh jetzt in der Mitte / Ich hatte gute Zeiten und auch schlechte Zeiten / es kommt mir echt so wie gestern vor / auf diesem Pausenhof mit Walkman, mit Underground-Rap im Ohr / Es war die beste Zeit, fühlte mich echt so frei / ich falle auf die Knie, Gott lass mich wieder 16 sein / Keine Sorgen, keinerlei Regeln / Doch heute steh ich meinen Mann und muss den Kram alleine regeln / Kopfschmerzen hier, Kopfschmerzen da, ich begreif, dass die Kindheit so was Kostbares war / Und oft war’s mir klar, dass nichts hier für immer ist / Wie die Gesundheit, es gibt nichts Schlimmeres, wenn deine Liebsten krank sind und leiden / Ein gesunder Mensch hat tausend Wünsche, doch ein kranker nur einen. / Steh zu deinen Freunden, küss auch mal das Glück / Und wenn du was Gutes kriegst, gib etwas zurück. / Dieses Leben ist zu kurz, zu kurz um nur zu weinen, für die ganzen Streitereien und sich sinnlos anzuschreien. / Du musst dankbar sein für jeden Tag, an dem du gesund bist / und schätz den schönen Augenblick, bevor er um ist. / Wir leben nur in der Erinnerung, halt sie fest und du bleibst für immer jung.
Songtext und Chorversion frei nach Bushido – „Für immer jung“.
Text und Foto: Kurt Schnidrig