Die Winterzeit ist eine kalte und dunkle Zeit. Nicht wenige von uns haben mit der frostigen Jahreszeit ihre liebe Mühe. Nichts wie weg – so lautet das Motto der Winter-Flüchtlinge.
Karin Hopfe ist eher bekannt für ihre ganz kurzen Texte, für ihre „Mikros“. Was bei ihren neuen Texten auffällt: sie sind länger geworden, die „Mikros“ haben sich zu fantasievollen Erzählungen ausgeweitet.
In Karin Hopfes Erzählungen ist das Kernthema ein Aufbruch. Die Handlung dreht sich um Protagonisten, die etwas Neues versuchen, die sich aufmachen in ein anderes Land, in eine andere Welt.
Immer spielt dabei auch die Fiktion eine wesentliche Rolle. Zwar handelt es sich um Erzählungen, die einen Kern Wahrheit umschliessen, die aber zusätzlich mit viel Fantasie angereichert sind.
Bereits die Titel der Erzählungen wecken unsere Neugierde. „Auto mobil“ zum Beispiel. In dieser Geschichte erzählt die Autorin, wie sich ein Elektroauto selbständig macht. Oder „Heidi unterwegs“, da holt Karin Hopfe das altbekannte Heidi von Johanna Spyri aus dem 19. Jahrhundert in unsere Zeit. Die aktuelle Erzählung „Heidi unterwegs“ zeigt, wie Karin Hopfes neue Geschichten funktionieren.
Alle kennen wir bestimmt die Heidi-Bücher von Johanna Spyri. Da ist einmal „Heidis Lehr- und Wanderjahre“ aus dem Jahr 1880 und der Folgeband „Heidi kann brauchen, was es gelernt hat“ aus dem Jahr 1881. Die Heidi-Bücher gehören zu den bekanntesten Kinderbüchern der Welt.
Mit ihren Heidi-Büchern hat Johanna Spyri ein romantisches und idealtypisches Bild der Schweiz erschaffen. Autorin Karin Hopfe transportiert nun „Heidis Lehr- und Wanderjahre“ in die heutige Zeit, sie holt Heidi von den bröckelnden Bergen hinunter ins Tal. Entstanden ist die Erzählung „Heidi unterwegs“.
„Heidi unterwegs“ vermittelt unsere aktuelle Sorge um eine intakte Umwelt. Der Alpentourismus ist nicht mehr rentabel. Unsere Alpen werden eingeebnet und Heidi sieht sich gezwungen, ein Leben in der Talebene zu führen. In weiter Ferne sieht Heidi das Mittelmeer. Heidi nimmt den langen Weg hin zum Mittelmeer unter seine Füsse um herauszufinden, wie es wohl an den Stränden des Mittelmeers aussehen möge.
Je länger Heidi wandert, umso mehr erwärmt sich das Klima. Auf dem Weg zum Mittelmeer tauscht Heidi seine Wanderschuhe gegen ein Paar Sandalen ein. Und Heidi trifft auf Schafhirten, die bereit sind, die Wollstrümpfe gegen ein Fischbesteck einzutauschen.
Immer wieder trifft Heidi auf Touristen, die ihre Koffern hinter sich herziehen und die Alpen zu erklimmen versuchen, doch die Alpen, die sind verschwunden. Im Handel mit den Touristen tauscht Heidi seine Trachtenschürze ein gegen eine Sonnenbrille.
Die Touristen, die sich in Richtung Alpen aufmachen, werden immer mehr. Heidi packt die Gelegenheit beim Schopf und verdient sich seinen Lebensunterhalt mit Jodeln. Doch dann, endlich, erreicht Heidi die Strände des Mittelmeers. Was nun Heidi am Mittelmeer so alles erlebt, sei nicht verraten.
Die Erzählungen zum Thema „Auf und Davon“ stellte Karin Hopfe erstmals anlässlich des Briger Adventskalenders vor. Die Autorin wartet mit originellen Einfällen auf, verpackt Anliegen und Probleme unserer Zeit fantasievoll in neue Erzählgefässe. Entstanden ist ein unterhaltsamer Fundus von Geschichten zum aktuellen Zeitgeschehen.
Den Beitrag über Karin Hopfes Erzählungen hören Sie in der Literaturwelle von Radio Rottu Oberwallis am Sonntag, 5. Januar 2025.