
Der Frühling und insbesondere die Osterzeit haben zu allen Zeiten Schreibende inspiriert. Der Sammelband „Frühlingsgeschichten für glückliche Stunden“ enthält aktuelle Texte, aber auch saisongerechte Texte aus der Literaturgeschichte.
Die Schriftstellerin Judith Hermann schreibt über das Aufblühen im Frühling auf dem Land. Sie erzählt in der Geschichte „Eine Einladung“ vom Geschwisterpaar Mimi und Arild. Arild ist ein Bauer, der sich über Jahre von seiner Familie ferngehalten hat. Warum, das sei hier nicht verraten. Nur so viel: Mimi sagt am Schluss der Geschichte: „So ist es bei uns. Auf dem Land. Gefällt es dir ein bisschen?“
Schön ist es im Frühling auf dem Land. Auch Felizitas Hoppe erinnert sich in ihrer Geschichte an ein traditionelles Picknick zur Osterzeit.
Rose Ausländer hält zusammenfassend fest: „Es ist Zeit sich zu freuen an atmenden Farben, zu trauen dem blühenden Wunder.“

Die Welt wird endlich wieder bunter und wärmer. Und nicht nur in der Natur wächst und keimt es, auch unsere Herzen öffnen sich und vieles scheint plötzlich wieder möglich zu werden: „Das Leben ruft. Hell liegt die Erde vor uns. Warum können nicht alle Tage so sein?“, schreibt Peter Kurzeck.
Die Osterzeit und insbesondere der Ostersonntag gebührt innerhalb der Frühlingsgeschichten ein besonderer Stellenwert. Eine märchenhafte Osterzeit ist angesagt. Heutige Schreibende fühlen sich durch das kirchliche Hochfest eher zu Ausflügen und Reisen animiert.
So sind es vorwiegend Schreibende aus früheren Jahrzehnten, die das Osterfest in ihren Werken haben aufleben lassen. Ein Blick zurück in die Literaturgeschichte bestätigt den Befund.
In ihrem Essay mit dem Titel Ostern berichtet uns Susa Bank, wie stark die Osternacht und der Ostersonntag Evi, die Protagonistin in ihrem Essay, geprägt hat: „Evi glaubte, bestimmte Dinge geschehen nur an Ostern, nur an diesen zwei Tagen im Jahr, an denen der Himmel am Morgen nach der Lichtfeier so ganz anders aussah.“
Wer es gerne freudig und lustig mag, dem sei das Ostermärchen von Joachim Ringelnatz empfohlen. In diesem Märchen führt uns der Autor Ringelnatz bis ins Schloss des Osterhasen-Königs. Eine Passage daraus sei Ihnen, werte Lesende, nicht vorenthalten:
„Der Osterhasen-König, ein Hase von riesenhafter Grösse, sass in einer ungeheuren Eierschale, von einer Schar von Hasen-Höflingen umgeben, die alle bei unserem Eintreten aufsprangen und höflich Männchen machten. Seine Majestät hatte erstaunlich lange Ohren, die durch den ganzen Saal reichten und deren er sich ab und zu bediente, um einem unfolgsamen Untertanen eine Ohrfeige zu verabreichen. Er riet uns, immer brav und gut zu bleiben und überreichte uns schliesslich ein Osterei.“

Allen eine märchenhaft schöne Osterzeit!
Text, Bilder und Radiosendung: Kurt Schnidrig