Eine kurze Literaturgeschichte zur Fasnacht

Die Wurzeln der heutigen Fasnacht reichen 5000 Jahre zurück. Eine besondere Entwicklung ist die Verlagerung auf die „Guggenmusiken“. (Bild: Kurt Schnidrig)

Fasnacht oder Fastnacht heissen die Bräuche, die in der Zeitspanne vor der 40-tägigen Fastenzeit gefeiert werden. Doch wie heisst es eigentlich korrekt: Fasnacht oder Fastnacht? Etymologisch korrekt wäre „Fastnacht“, geschrieben mit t also. Das Wort Fastnacht stammt vom mittelhochdeutschen Wort vastnaht. In dem zusammengesetzten Ausdruck steckt das Wort Nacht, Vorabend und das Wort vaste, ahd. Fasta, das Fasten, die Fastenzeit. Fastnacht ist also die Nacht vor der Fastenzeit, die Nacht vor dem Fasten.

Später erst fand eine Angleichung statt von Fastnacht zu Fasnacht, passend zu den Formen Faselnacht zu mhd. vaseln, was so viel bedeutet wie „wirr daherreden“ oder auch „nichtssagend schwatzen“. Aus diesem Grund ist die Schreibung Fasnacht ebenfalls korrekt.

Bereits vor 5000 Jahren hatte man in Mesopotamien die Fasnacht gefeiert. Damals, im Altertum, wurde während der Fasnacht erstmals das Gleichheitsprinzip gelebt. Mann und Frau waren während der Fasnacht gesellschaftlich gleichgestellt, und es gab auch keinerlei Unterschiede im Standesdenken zwischen Chef und Angestellten.

Die Sklaven waren den Herren gleichgestellt, die Mächtigen und die Habenichtse durften ohne Standesdenken zusammen fasnachten. Das Prinzip der Gleichheit ist bis heute ein charakteristisches Merkmal der Fasnacht geblieben.

Die Römer hatten dann die sogenannten Saturnalien zu Ehren des Gottes Saturnus gefeiert. Sie veranstalteten öffentliche Gelage, die es sowohl den Skalven als auch den Herren erlaubten, ihre Rollen zu tauschen.

Während der Zeit der Saturnalien war es erlaubt, offen zu reden, man durfte für einmal alles sagen, was ansonsten nicht erlaubt war. Während der Saturnalien war es Brauch, sich gegenseitig mit kleinen Rosen zu bewerfen. Aus dem Bewerfen mit Rosen ist das heutige Bewerfen mit Konfetti entstanden.

Die Römer waren auch die Ersten, die farbenprächtige Umszüge veranstaltet hatten, es waren dies die Vorläufer der heutigen Fasnachtsumzüge.

In der Fasnacht wurde aber ursprünglich auch der Winter vertrieben und es wird der Wechsel ins warme und fruchtbare Winterhalbjahr gefeiert. Dieser Brauch lässt sich auch heute noch im Lötschental beobachten.

In den „Tschäggätun“, in den wilden Masken und Figuren, haben sich vorchristliche, keltische und heidnische Bräuche erhalten. Der Winter wird vertrieben, indem man sich als unheimliche Gestalt verkleidet, wild um sich schlägt und Lärm macht. All dies soll den Kampf zwischen Licht und Finsternis, zwischen Frühling und Winter symbolisieren.

Die älteste bekannte literarische Erwähnung der Fasnacht findet sich im „Parzival“ von Wolfram von Eschenbach aus dem Jahr 1206.

In der Neuzeit haben vorab in den Städten die Handwerker-Zünfte die Fasnacht ausgerichtet und organisiert. Aber erst anfangs des 20. Jahrhunderts wurden in der Schweiz die Fasnachtsgesellschaften gegründet.

Der Türkenbund ist die älteste Fasnachtsgesellschaft des Deutschwallis: „Brig ist und bleibt das Mekka des Oberwallis!“ (Bild: Kurt Schnidrig)

Die älteste Fasnachtsgesellschaft im Oberwallis ist der Briger Türkenbund. Am Dreikönigstag 1903 ging die erste grosse Nationalversammlung des Briger Türkenbundes über die Bühne, und zwar mit dem Schlachtruf: „Brig ist und bleibt das Mekka des Oberwallis!“ Es war dies eine Kampfansage an Trägheit, Sturheit und Intoleranz.

Viel später erst, im Jahr 1969, sind im Oberwallis die Drachentöter von Naters und weitere Fasnachtsgesellschaften gegründet worden.

Hören Sie dazu den Podcast aus der Sendung Literaturwelle von Radio Rottu Oberwallis. (Quelle: rro / Kurt Schnidrig / Daniel Theler)

Text, Bilder und Radiosendung: Kurt Schnidrig