
François Meichtry, 1941 in Guttet-Feschel geboren, ist bestimmt noch vielen Studierenden am Kollegium Brig als ehemaliger Lehrer bekannt. Heute lebt François Meichtry in Binnigen bei Basel. Mit 85 Jahren gibt er nun mit „Schüchterne Schatten“ sein viertes Buch heraus.
Seine lyrischen Texte bezeichnet François Meichtry als „Miniaturen“. Er schaut darin zurück auf Ereignisse in seinem Leben. Es sind aber auch Beobachtungen und Erlebnisse dabei, die er textlich auf- und verarbeitet hat.
Immer findet sich unter den Texten auch viel tiefsinniges und philosophisches Gedankengut. „Schüchterne Schatten“ – den Titel hat François Meichtry gewählt in Anlehnung an das berühmte Höhlengleichnis des griechischen Philosophen Platon.
In seinem Gleichnis erzählt Platon von Menschen, die in einer Höhle gefangen sind. Die Gefangenen glauben, dass die Schatten an der Wand wirklich sind. Aber die Schattenwelt ist nur Schein und nicht Sein.
François Meichtry ist überzeugt, dass es auch heute noch viele Zeitgenossen gibt, die lieber in einer Schattenwelt leben, in einer Fake-Welt also, und die jeder Lügenpropaganda Glauben schenken. Es sei viel bequemer, in einer Fake-Welt zu leben als Courage zu zeigen, schreibt Meichtry.
Wie aber gelingt es, der heutigen Fake-Welt zu entrinnen? In nicht wenigen Texten spielt die Natur eine bestimmende Rolle. Ein rauschender Bach erinnert den Autor an das Rauschen des Fruchtwassers damals als Kind im Mutterleib.
Spielerisch durchs Leben gehen, auch dies ein wichtiger philosophischer Gedanke in Meichtrys Texten, dies ganz nach dem Motto: „Ich spiele, also bin ich ein Mensch“.
Es ist nicht leicht, in unserer aufgewühlten Welt zur Ruhe zu kommen: „Alles bewegt sich, der gesamte Kosmos wiegt sich gleichsam in Wehen“, schreibt der Autor. Da kann nur ein Lächeln helfen: „Setz doch mal ein Lächeln auf. Versuchs wieder und wieder. Lächeln ist eine Sprache, die alle Leute verstehen.“
Und an anderer Stelle kommt der Autor zum Schluss: „Dort deine Heimat ist, wo Lächeln auf den Lippen spriesst.“
Sommer, Herbst, Winter und immer wieder der Frühling: Die Jahreszeiten assoziieren dem Autor spannende Stoffe. Besonders die Vorfrühlings-Zeit ist eine spannende Zeit:
„Wenn der Winter weint und danach der Lenz lacht, wenn die Sonne wieder scheint und dem Schneemann die kalte Schulter zeigt, das macht mich recht munter, all das ist es, was ich mag.“
Text und Radiosendung: Kurt Schnidrig