Verleihung Kultur- und Wirtschaftspreis Wallis: „Die Kraft der Worte bis in die Höhen der Gemmi und in die Tiefen der Dalaschlucht“

on
Staatsrat Christophe Darbellay überreichte den Kultur- und Wirtschaftspreis Wallis an das Int. Literaturfestival Leukerbad, vertreten durch die Co-Leiterin Anna Kulp (Bild: Kurt Schnidrig)

Staatsrat Christophe Darbellay hat den Kultur- und Wirtschaftspreis Wallis an das Internationale Literaturfestival Leukerbad verliehen. Co-Leiterin Anna Kulp durfte den begehrten Preis entgegennehmen.

Kurt Schnidrig

Das Internationale Literaturfestival Leukerbad erfülle so wichtige Kriterien wie Originalität, Qualität, Vorbildcharakter und Nachhaltigkeit, führte Staatsrat Christophe Darbellay in seiner Laudatio aus. Der Kultur- und Wirtschaftspreis Wallis sei ein Zeichen des Dankes und der Anerkennung. Der Staatsrat streifte die spannende Geschichte des Literaturfestivals, das im Jahr 1996 von Ricco Bilger und René Grüninger gegründet worden war. „Seit der Gründung feiert das Festival die Kraft der Worte bis in die Höhen der Gemmi und bis in die Tiefen der Dalaschlucht“, würdigte der Staatsrat das Festival und seine Macher in hehren rhetorischen Tönen. Er überreichte der Co-Leiterin Anna Kulp nicht nur den Preis in der Höhe von 20‘000 Franken, sondern auch einen wundervoll bearbeiteten Stein mit einem eingelassenen wertvollen Schmuckstück.

Die Co-Leiterin des Festivals, Anna Kulp, bedankte sich gerührt und legte viel Wert darauf, dass auch Hans Ruprecht, der langjährige Programmleiter des Festivals, in die Würdigung mit eingeschlossen werde. „Er war das Herz des Festivals“, betonte sie. Hans Ruprecht hatte das Festival seit 2006 teilweise geleitet, in den vergangenen drei Jahren zeichnete er als Programmleiter verantwortlich, für das Programm dieser 29. Ausgabe ein letztes Mal. „Wir verdanken ihm ein grosses Netzwerk und eine unglaubliche Weitsicht.“

„Der Kultur- und Wirtschaftspreis des Kantons Wallis macht uns unglaublich glücklich. Wir sind ein Walliser Festival, das wird damit gewürdigt und es wird auch gezeigt, dass Literatur nicht nur für ein paar wenige relevant ist, sondern eben auch für die Destination Leukerbad. My Leukerbad freut sich sehr mit uns, dass wir diesen Preis bekommen haben. Und tatsächlich flattern mir nun bei der Preisverleihung auch ein klein bisschen die Nerven“, präzisierte Anna Kulp im Gespräch mit dem Walliser Boten.

Im Anschluss an die Verleihung erfolgte die Präsentation „Verschwundene Orte“ mit Lesungen von Céline Zufferey und von Rolf Hermann.

Im Vergleich zu früheren Ausgaben sieht Co-Leiterin Anna Kulp eine erfreuliche Entwicklung. „Wir freuen uns in diesem Jahr über sehr viel mehr Walliser Publikum, wir hören mehr Walliserdeutsch. Auch viel französischsprachiges Publikum hat das Literaturfestival Leukerbad für sich entdeckt, das freut uns ganz besonders, weil es auch eines unserer erklärten Ziele ist. Wir wollten die Türen weit öffnen für alle hier“, sagt Anna Kulp gegenüber den Pomona Medien.

Auf die Inhalte angesprochen, bestätigt Anna Kulp, was vielen Besuchenden des Festivals aufgefallen ist: Nicht wenige Literatinnen und Literaten beziehen Stellung zu aktuellen Themen. „Es ist für uns sehr wichtig, dass wir hier einen Diskursraum bieten, der unaufgeregt, in Ruhe, fundiert, mit Profis besetzt, auch Möglichkeiten schafft, um sich über Themen in Ruhe auszutauschen, wo man sich vertieft in etwas hineingeben und sich mit dem auseinanderzusetzen kann, was in unserer Welt schwierig und traurig ist“, sagt Anna Kulp.

Während in manchen Walliser Schulen und Gymnasien die Schulbibliotheken in Auflösung begriffen sind, vertraut das Internationale Literaturfestival Leukerbad ausschliesslich auf das gedruckte Buch. Ob das Festival diesbezüglich eine besondere Botschaft aussende, wollten wir von der Co-Leiterin wissen. „Ich glaube nach wie vor – und das wird auch durch Studien unterstützt – dass das Buch eines der besten Medien ist, um sich vertieft in Themen reinzugeben. Die Haptik des Buches hilft unserem Gehirn, die Informationen aufzunehmen.“

Auch Übersetzungen und Übersetzungskolloquien seien ein wichtiges Standbein des Festivals, sagt Anna Kulp. „Übersetzungen sind nicht nur im Wallis wichtig, sie sind generell wichtig, weil sie uns helfen, auch Geschichten aus anderen Kulturkreisen kennenzulernen und dadurch die Empathie, das Verständnis, für andere Menschen und andere Kulturen zu erweitern. Übersetzungen sind aber auch wichtig um die Universalität, die uns Menschen überall auf der Welt ausmacht, zu erkennen.

Die Walliser Jugend im Fokus

Was denn nun die Co-Leiterin des Festivals besonders berührt und bewegt habe, wollten wir zum Abschluss von Anna Kulp wissen. „Es waren ganz klar die Schülerinnen und Schüler aus Leukerbad und aus Crans-Montana, die ihren Schulhausroman vorgestellt haben. Es war wirklich wundervoll zu sehen, mit wie viel Elan und Freude da gelesen wurde.“ Wie sie denn das vertreten könne, Schülerinnen und Schülern aus der Region an einem Internationalen Festival eine Bühne zu bieten? „Wir sind ein Walliser Festival, also gehört auch der Walliser Nachwuchs ganz klar bei uns auf die Bühne. Die Begeisterung für Literatur weckt man am allerbesten damit, dass man die Türen weit aufmacht, auch für die Schülerinnen und Schüler hier vor Ort.“

Text, Bild, Radiosendung und Beitrag im „Walliser Bote“: Kurt Schnidrig