Der „Literatur-Hängert“ im Monat September: Veronika Menath erzählt Geschichten zum Thema Krieg

Den „Literatur-Hängert“ mit Veronika Menath können Sie im Originalton jederzeit nachhören auf pomona.ch/rro

Literatur-Hängert vom 1. September 2025: Kurt Schnidrig empfängt die junge Autorin Veronika Menath, die den Schreibwettbewerb am Kollegium Spiritus Sanctus in Brig gleich viermal in Folge gewonnen hat. Nach der Matura arbeitet sie nun an der Herausgabe eines Buches mit Kurzgeschichten. Das Buch soll den Titel tragen „Manche Wände sind unsichtbar“. Veronika Menath hat sich für diesen Titel entschieden, weil es in ihren Kurzgeschichten eigentlich immer darum geht, dass Menschen mit irgendwelchen Schwierigkeiten konfrontiert sind, die sie lösen müssen. Viele von ihren Geschichten erzählen vom Krieg. Die Grosseltern der Autorin haben den Zweiten Weltkrieg in Deutschland miterlebt. Veronika Menath sagt: „In meiner Kindheit habe ich von meinen Grosseltern sehr viele Geschichten und Erzählungen über dieses Thema gehört. Das Thema Krieg hat mich geprägt. Ich habe mich immer wieder damit beschäftigt. Das Thema ist dann auch in mein Schreiben eingeflossen.“

Kurt Schnidrig: Veronika, du hast soeben die Matura am Kollegium Brig abgelegt. Du hast viermal in Folge den Schreibwettbwerb des Kollegiums Spiritus Sanctus gewonnen. So auch in diesem Jahr. Was war das für ein Text?

Veronika Menath: Das war der Text „Und der Wind spricht“. Darin geht es um ein Ehepaar, das soeben aus dem Krieg zurückkommt. Erzählt wird der Text aus zwei Perspektiven, aus meiner Perspektive und aus ihrer Perspektive. Das Ehepaar versucht seine Beziehung wieder reparieren zu können um weiter miteinander leben zu können.

Nun steht das Studium an der Universität an. Dürfen wir mehr über deine Studienpläne erfahren?

Ich werde Philosophie im Hauptfach und Englisch im Nebenfach studieren. Ich mag das Denken und alles rund um Philosophie interessiert mich sehr. Die Philosophie ergänzt sich auch sehr gut mit den Geschichten, die ich schreibe.

Bevor du nun aber das Weiterstudium aufnimmst, steht die Veröffentlichung eines Taschenbuchs auf dem Programm. Du publizierst deine Kurzgeschichten?

Ja, das Buch trägt den Titel „Manche Wände sind unsichtbar“. Ich habe mich für diesen Titel entschieden, weil es in meinen Kurzgeschichten eigentlich immer darum geht, dass Menschen mit irgendwelchen Schwierigkeiten konfrontiert sind, die sie lösen müssen. Dabei stossen sie auf innere oder äussere Grenzen oder Wände, mit denen sie zuvor nicht gerechnet haben. Es handelt sich dabei um Grenzen oder Wände, die zuvor recht unsichtbar gewirkt haben, die aber trotzdem da sind.

Veronika, du erzählst als Ich-Erzählerin. In der Regel ist in der Literatur die Ich-Erzählerin nicht gleichzusetzen mit der Autorin. Wie ist das bei deinen Texten? Sind sie auch ein klein wenig autobiographisch?

Nein, ich schreibe keine autobiographischen Texte. Ich verwende den Ich-Erzähler, weil ich dann das Gefühl habe, dass ich die Leserin oder den Leser besser mit meiner Hauptperson identifizieren kann.

Entsprechend dem Titel „Manche Wände sind unsichtbar“ behandelst du in deinen Kurzgeschichten auch das Thema „Krieg“. Auch der Krieg ist eine unsichtbare Wand. Sehr viele von deinen Geschichten drehen sich um das Thema „Krieg“. Gibt es einen besonderen Grund dafür?

Meine Grosseltern haben den Zweiten Weltkrieg in Deutschland miterlebt. In meiner Kindheit habe ich von ihnen sehr viele Geschichten und Erzählungen über dieses Thema gehört. Das Thema „Krieg“ hat mich geprägt. Ich habe mich immer wieder damit beschäftigt. Das Thema ist dann auch in mein Schreiben eingeflossen.

Es geht in deinen Geschichten auch um das Gefangensein in Gefangenenlagern zum Beispiel, auch spielen deine Geschichte sich in zerstörten Städten ab. Sind Kriege, Katastrophen und Konflikte ein Stoff, den du in deinen Geschichten verarbeiten musst?

Ja, das ist bestimmt ein Stoff, den ich verarbeiten muss. Es gibt auch heute noch Kriege wie der Nahostkonflikt oder wie der Ukraine-Krieg. Auch diese Kriege und Konflikte beschäftigen mich, zusammen mit meiner Familiengeschichte führt all das dazu, dass ich darüber schreiben möchte.

Also lässt sich zusammenfassen: Deine Geschichten haben ihren Ursprung in deiner Familiengeschichte mit dem Zweiten Weltkrieg als Hintergrund, sie sind aber auch transponierbar auf heutige kriegerische Ereignisse?

Ja, das kann man absolut so sagen. Der Krieg ist leider ein zeitloses Thema, das immer wieder aufkommt, das Thema beschäftigt und betrifft immer wieder die Menschen. Deswegen sind meine Geschichten irgendwie auch immer zeitlos.

Jeder Krieg hat auch seine „Heimkehrer“, Menschen, die Opfer des Krieges geworden sind. Sind die Heimkehrer auch Protagonisten in deinen Geschichten?

„Heimkehrer“ sind wichtige Protagonisten in meinen Geschichten, ein Thema., mit dem ich mich auseinandersetzen muss. Auch beim Heimkehrer-Thema spielt die Familiengeschichte mit hinein. Dadurch, dass meine Grosseltern ihre Kindheit im Krieg verbracht haben, hatten sie auch Eltern oder Väter, die aus dem Krieg zurückgekommen sind, die dann eine neue Lebenssituation angetroffen haben, mit der sie sich arrangieren mussten. Auch die „Heimkehrer-Geschichten“ haben mich geprägt.

Veronika, du bist eine junge Frau, das volle Leben steht noch vor dir, trotzdem spielt der Tod in deinen Geschichten eine wichtige Rolle…

Ich denke, dass der Tod ein sehr alltägliches Thema ist. Jeder Mensch muss sich irgenwann in seinem Leben mit dem Tod auseinandersetzen. Für mich spielt noch mit rein, dass meine Eltern Ärzte sind, so dass der Tod als ein alltägliches Thema für mich zu Hause dazugehört und immer wieder angesprochen wird. Wir haben den Tod nie als negatives Thema aufgefasst. Der Tod gehört zum Leben dazu. Menschen werden geboren und Menschen sterben.

Den „Literatur-Hängert“ mit Veronika Menath können Sie im Originalton jederzeit nachhören auf pomona.media/rro

Text, Bild und Radiosendung: Kurt Schnidrig