Blanca Imbodens Mutmacher-Buch „Paris“

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Bestsellerautorin Blanca Imboden macht uns mit ihrem neuen Buch „Paris“ Mut, unsere Träume zu leben. (Foto: Kurt Schnidrig)

Sie hat den Durchbruch zur Bestsellerautorin geschafft: Blanca Imboden mit Bürgerort Ausserberg. Ihr Vater ist dort geboren und aufgewachsen. Blanca Imboden selber erblickte 1962 in Ibach im Kanton Schwyz das Licht der Welt. Als Sekretärin, Sängerin und Seilbähnlerin sammelte sie viel Lebenserfahrung, die sie zur volksnahen und populären Schweizer Bestsellerautorin heranreifen liess. Mit ihren erfolgreichsten Büchern „Wandern ist doof“ und „Drei Frauen im Schnee“ hielt sie sich drei Wochen lang in der Schweizer Bestsellerliste. Mit ihrem Altersheimroman „heimelig“ tourte sie vor Jahresfrist mit grossem Erfolg durch die Schweiz. Nun überrascht sie mit „Paris“, mit der Geschichte einer Frau, die am Leben nicht zerbricht, sondern durch Tiefschläge lernt, wie stark sie wirklich ist (Wörterseh 2021, 248 Seiten, ISBN 978-3-03763-126-3).

Judith, so heisst die Protagonistin in „Paris“. Judith ist bereits seit 30 Jahren verheiratet mit Guido. Sie wartet aber immer noch auf ihre Hochzeits-Reise. Nach Paris, in die Stadt der Liebe, hätte die Reise damals gehen sollen. Aber irgendwie ist immer etwas dazwischen gekommen. Jahr für Jahr hatte Judith darauf gehofft, dass es doch noch klappen möge mit der Hochzeits-Reise. Sie hat sich vorbereitet, sie hat Französisch gelernt, sie hat Stadtpläne von Paris studiert, sie hat Zugverbindungen herausgesucht – doch leider hat sich der Traum von der Hochzeits-Reise mit ihrem Guido nach Paris über all die Jahre nie realisieren lassen. Nun hat sich das Paar auseinandergelebt. Judith, die Abenteuerlustige, und Guido, der selbstzufriedene Tierarzt.

„Ich frage mich einfach – und diese Frage ist riesengross und wiegt Tonnen -, wann ich den Anschluss und den Zugang zu Guidos Gedanken- und Gefühlswelt verloren habe. Sein Fernweh und seine Lust auf Abenteuer habe ich überhaupt nie wahrgenommen, auch nicht ansatzweise. Er schien ein glücklicher Tierarzt zu sein.“

Aus „Paris“ von Blanca Imboden, S. 59

Den Traum von einer Reise nach Paris träumt Judith weiter. Judith fährt weiter „Bähnchen“ hinauf aufs Stanserhorn. Als „Stanserhorn-Roman“ ist das Buch denn auch untertitelt. Hier erweist sich Judith als gewiefte Kennerin der Materie. Das Fahren mit dem Bähnchen am Stanserhorn ist Arbeit, Ablenkung und Trost zugleich.

„Darum fahre ich wieder Bähnchen. Bergauf und bergab. Egal, was passiert ist und was passieren wird: Das Stanserhorn steht noch. Es ist ein sicherer Weg. Berge haben mit ihrer unerschütterlichen Beständigkeit etwas extrem Tröstliches.“

Aus „Paris“ von Blanca Imboden, S. 75,76)

Ob beim Putzen im weissen Overall in der Bahn, wobei sie sich „wie eine Kriminalpolizistin am Schauplatz eines Mordes“ fühlt, oder beim Beantworten der merkwürdigsten Touristen-Fragen („Warum tragen Kühe Glocken?“): Als Leser fährt man träumend und wissbegierig mit der leidenschaftlichen Seilbähnlerin das Stanserhorn rauf und runter. In allem Tun, im Denken und Fühlen, bleibt der Sehnsuchtsort Paris aber immerzu ein Lebensziel.

„Unter dem Eiffelturm werden jedes Jahr rund zweihundert Heiratsanträge gemacht…“ (Foto: Kurt Schnidrig)

„Ich bin dann mal weg!“ Der Traum von Paris erfüllt sich auf überraschende Weise. Allerdings ist es nicht Guido, der eines Tages mit Judith unter dem Eiffelturm steht. Judith erfüllt sich ihren Traum trotzdem. Mit ihr flanieren wir durch die Stadt der Liebe. Bekanntes und Überraschendes wechseln sich ab. Die Autorin vermittelt uns Bilder einer Stadt, die bestimmt viele von uns bereits zu kennen glauben. Aus der Sicht ihrer Protagonistin Judith betrachtet, lässt sie uns die Stadt und ihre Monumente und Sehenswürdigkeiten jedoch ganz eigen und ungewohnt erleben. Sacré-Coeur zum Beispiel. Auf den Stufen von Sacré-Coeur möchte Judith den letzten Abend ihres Paris-Abenteuers verbringen.

„Es gibt Momente und Eindrücke, die möchte ich ganz tief drinnen abspeichern, für immer“, schwärmt Protagonistin Judith vor der Sacré-Coeur. (Foto: Kurt Schnidrig)

Judith, die schliesslich ganz allein nach Paris reist, realisiert bei ihrer Rückkehr, dass sich beim Reisen für sie ganz neue Türen geöffnet haben. Judith badet fortan förmlich in ihren Erinnerungen an die Ereignisse und Erlebnisse während ihrer Zeit in Paris. Sie hat die Stadt nicht wie eine Touristin erlebt, sie trägt vielmehr „Herzensfotos“ davon mit sich herum.

Paris kann überall sein. Auch am Stanserhorn. Irgendwann meldet sich der Alltag zurück. „Und dann versuche ich die Erinnerungen doch wieder zu verscheuchen, zu meinem eigenen Schutz, weil sie halt nur Erinnerungen sind und ich erwachsen genug bin, sie als solche einzuordnen“, resümiert die Protagonistin. Trotzdem blüht Judith auf, sie öffnet dem Glück eine Tür. Es hatte diesen Ausflug zum Eiffelturm gebraucht, um die Kraft zu finden, eine neue Tür zum Glück zu öffnen.

Hören Sie den Podcast aus der Sendung Literaturwelle zum neuen Buch „Paris“. (Quelle: rro / Kurt Schnidrig / Petra Wysseier)

Text, Fotos und Radiosendung: Kurt Schnidrig