Der Oberwalliser Schauspieler, Regisseur, Sprachcoach, Theater- und Hörbuchproduzent Beat Albrecht feiert seinen 80. Geburtstag. Unter dem Motto „In mein Tagebuch geschrieben, gelesen, gesprochen, gesungen“ begeisterte er mit einem Auftritt im Kulturraum des Alten Werkhofs in Brig.
Einen Rückblick auf Beat Albrechts grossartige Karriere durften seine Familie, seine Freundinnen und Freunde sowie sein grosser Bekanntenkreis miterleben. An dieser Stelle seien nur einige Höhepunkte herausgehoben. Insbesondere in seinem Heimatkanton hat Beat Albrecht grossartige Kulturprojekte angestossen und betreut: Das Oberwalliser Kellertheater in Brig, den Theaterplatz Wallis, das Profitheater Wallis und das „safran-theater“, ein mobiles Theaterhaus. Bei der Vereinigung „Professionelle Sprecherinnen und Sprecher“ und als Leiter der Sprachschule „ars linguae“ war Beat Albrecht äusserst gefragt und beliebt bei Akteurinnen und Akteuren, die entweder auf die Bühne wollten oder die das Bedürfnis hatten, sich als Berufsleute sprachlich weiterzuentwickeln.
Begrenzungen, die ihm das enge Heimattal auferlegte, hat Beat Albrecht erfolgreich überschritten oder gar gesprengt. So brillierte er mit Engagements in Bern, Berlin, Bremen, München, Innsbruck, St.Gallen, Biel-Solothurn, Winterthur und Zürich. Seine Ausstrahlung überall im deutschsprachigen Raum war enorm.
Seine „Gedanken zum Theater“, seine so ganz besondere Einstellung zum Theater und seine Auftritte als Schauspieler, haben mich ganz besonders fasziniert. Heutzutage trifft man kaum mehr Akteure, die sich zutrauen, eine Stunde lang ein Publikum mit anspruchsvollen Texten, angereichert mit philosophischen und kulturhistorischen Betrachtungen, zu unterhalten und zu bereichern. Warum ihm dies gelang und immer noch gelingt? Vielleicht deshalb, weil Beat Albrecht über ein profundes fachliches Können verfügt. Insbesondere ist es aber auch das innere Feuer, die Begeisterung, die sich bei seinen Auftritten auf das Publikum überträgt. Immer brauche es sowohl den Körper, aber auch den Geist, pflegte Beat Albrecht zu sagen. Heutzutage seien viele nur noch auf das Körperliche fixiert, der Körperkult gehe über alles. Wo aber bleibt der Geist?, eine rhetorische Frage, die Beat Albrecht auch mit seiner vielfältigen künstlerischen Arbeit überzeugend beantwortet. „Der Geist steuert den Körper, er schafft Mimik und Gestik, er schafft Körpersprache“, resümiert Beat Albrecht.
Als Schauspieler hat sich Beat Albrecht immer wieder hinterfragt. Schauspieler seien keine Selbstdarsteller, ordnet er ein. „Eine fröhliche Figur erfordert keinen fröhlichen Schauspieler, eine traurige Figur erfordert keinen traurigen Schauspieler“, fasst er zusammen. Eine Annäherung an die Figur, die man als Schauspieler gebe, sei aber wichtig. Einfühlungsvermögen sei gefragt. Trotzdem aber sei auch Unbefangenheit gefordert.
„Der Schauspieler lebt zwar für den Auftritt auf der Bühne. Wenn aber der Vorhang fällt, dann muss der Schauspieler auch loslassen können, dann muss der Schauspieler wieder ein anderer werden.“
Beat Albrecht
Das Leben ist des Traumes Kind. Dieser Aphorismus, diese Redewendung aus dem Mund von Beat Albrecht, hat mich ganz besonders angesprochen. Literaten und Künstler dürfen auch Träumer sein. Sie dürfen das Leben auch als Traum leben. Das Leben ist nicht einfach bloss nackte Realität. „Was ich nicht träumen kann, das kann ich auch nicht denken“, sagt Beat Albrecht. Träumen sei „Denken ohne Worte“. Was er zutiefst bedauere sei dies: Für Utopien bleibt in unserer Gesellschaft wenig Raum übrig, die Computer schaffen Utopien, der Mensch ist seiner Rolle als „die Krone der Schöpfung“ beraubt.
Text, Bilder und Radiosendung: Kurt Schnidrig