Bergfotograf Daniel Bühler mag Wetterwechsel und atmosphärische Kapriolen

Die Magie seiner Bilder ist einer besonderen Technik geschuldet: Bergfotograf Daniel Bühler (links) am Multimediafestival Berg Buch Brig. (Bild: Kurt Schnidrig)

Bergfotograf Daniel Bühler visualisiert Welten, die wir alle bestimmt schon oft gesehen, nie aber in dieser Fülle wahrgenommen haben. Er hat ein perfektes Gefühl entwickelt für den „unperfekten“ Augenblick. Bis ein Bild gelingt, braucht es viel Geduld und Ausdauer. Auf der Suche nach dem perfekten Licht, das von den Wolken- und Nebelfeldern durchgelassen wird, nimmt er schon mal lange Wege und Pfade in Kauf. Der stahlblaue Walliser Herbsthimmel ist für ihn kaum ein Thema. Denn der Profi liebt Wetterwechsel und atmosphärische Kapriolen. Wir haben uns mit Daniel Bühler inmitten seiner Ausstellung über seine Bergfotografien unterhalten.

Kurt Schnidrig: Daniel Bühler, wir sind hier inmitten deiner Fotoausstellung bei Berg Buch Brig. Ich stelle fest: Du hast eine ganz spezielle Fototechnik entwickelt?

Daniel Bühler: Genau, ja. Bei meiner Technik geht es primär um einen grossen Detailreichtum. Der Detailreichtum entsteht, indem ich 20-30 Bilder nebeneinander „zusammenrechne“. Du musst dir das etwa so vorstellen, dass du mit einem Feldstecher vor dem Berg stehst, du scannst den Berg ab, du siehst zwar alle die kleinen Details, aber im Grossen verschwinden die Details dann. Der Computer rechnet die Bilder anschliessend zusammen. So entsteht am Schluss ein Bild mit einem sehr grossen Detailreichtum. Man sieht zum Beispiel die Monte Rosa Hütte wunderbar unter dem Lyskamm, am Weisshorn sieht man sogar eine Seilschaft mit 5-6 Leuten, man sieht auch, wo man am besten klettern könnte. Kurz: Du siehst also enorm viele verschiedene Details.

Aber die vielen Details, die Seilschaften beispielsweise, die siehst du nicht bereits schon beim ersten Fotografieren?

Also ich habe gewusst, wo die Monte Rosa Hütte gewesen ist, das ist schon klar, aber Seilschaften zum Beispiel, die sehe ich nicht. Diese sind im Verhältnis zum Ganzen sehr klein, aber wenn man sie dann auf den Computer nimmt, die Bilder entwickelt, dann sieht man auch diese Details.

Wenn ich mich in der Ausstellung umschaue, stelle ich fest: Es hat kein einziges Bild mit stahlblauem Himmel. Was ist der Grund dafür?

Ich mag den Nebel. Ich finde, dass der Nebel eine wundervolle Grenze abgibt zwischen den Bergen. Ich könnte einen Berg herauslösen, zum Beispiel den Roc Noire, der befindet sich zuhinterst im Val d’Anniviers, umgeben von Viertausendern. Der Roc Noire ist ein kleiner Berg inmitten dieser Viertausender, aber dadurch, dass man die Wege rundherum nicht sieht, hat man das Gefühl, dass der Roc Noire ein sehr grosser und prominenter Berg ist. Und dabei handelt es sich bei diesem Berg nur um „ein kleines Spitzchen“ mit einem Gletscher und rundherum befinden sich die mächtigen Viertausender.

Die von dir porträtierten Berge sieht man vom Fuss bis zur Spitze. Ist es erstrebenswert, den Berg vom Fuss bis zur Spitze aufs Bild zu bannen?

Ich habe auch noch andere Bergfotografien erstellt, da sind beispielsweise nur Felsen abgebildet oder die Oberflächen von Gletschern. Also ich fotografiere schon auch Einzelheiten. In dieser Ausstellung konnte ich aufgrund der engen Platzverhältnisse jedoch nicht alles zeigen, was ich hätte zeigen können.

Wir erfreuen uns in diesen Tagen hier bei uns an einem wundervoll farbigen Herbst. Viele knipsen in den Bergen ihre Herbstbilder. Natürlich verrät ein Foto-Profi nicht die letzten Geheimnisse, trotzdem die Frage: Hättest du besondere Tipps für die vielen Hobby-Fotografinnen und – Fotografen in den Bergen?

In erster Linie gilt es, sich um ein gutes Auge für spannende Bilder zu bemühen und immer wieder in die Berge zu gehen. Du musst es versuchen und nochmals versuchen, du darfst auch Fehler machen, musst dann aber wieder hingehen und darfst erneut Fehler machen, bis dir ein perfektes Bild gelingt. Die Situation muss stimmen, das Wetter muss stimmen, das alles kann ich auch nicht beeinflussen. Manchmal gehe ich 4-5mal an den gleichen Ort und kehre unverrichteter Dinge wieder nach Hause zurück. Es ist auch nie so, dass es kein Licht hat, es braucht aber die richtige Menge an Licht, nicht zu wenig und auch nicht zu viel. Die vielen Farben erstrahlen erst, wenn es nicht allzu viel Licht hat. Mit allzu viel Licht entstehen lange Schatten. Man muss einfach mal ausprobieren und es dann immer wieder erneut versuchen, anders geht es nicht.

Du hast schon vieles ausprobiert und versucht. Gibt es aber noch einen Berg, den du unbedingt noch fotografieren möchtest?

Ich hätte gerne von der Baltschiederklause her das Bietschhorn nochmals fotografieren wollen. Aber für mich war das immer etwas zu weit weg, ich hätte lange Wege gehen müssen. Es kommt immer etwas darauf an, wieviel Zeit ich habe. Wenn ich zwei oder drei Tage Zeit habe, dann muss ich schauen, dass ich ein Objekt fotografiere, das nicht allzu weit entfernt ist. Ich muss ja immer aus der „Ausserschweiz“ erst noch ins Wallis fahren, nur diese Anreise dauert schon 3-4 Stunden. Aus diesem Grund fotografiere ich häufig auch im Urnerland. Für Dezember plane ich eine Ausstellung in Luzern.

Vielen herzlichen Dank, Daniel Bühler, für die spannenden Ausführungen. Du motivierst uns, auch selbst wieder einmal mit der Kamera zu experimentieren.

Hören Sie dazu den Podcast aus der Sendung Literaturwelle von Radio Rottu Oberwallis. (Quelle: rro / Kurt Schnidrig / Tiziana Imoberdorf)

Text, Bild und Radiosendung: Kurt Schnidrig