„Ich vermisse ein obligatorisches Fach Theater in der Schule“, sagte kürzlich Unternehmer und Filmregisseur Tobias Fueter dem Wirtschaftsblatt „NZZexecutive“. Auf die Frage, ob ihm die Schule das wirklich Relevante vermittelt habe, meinte er: „Einzig vermisse ich ein obligatorisches Theaterfach im Lehrplan. Ich bin überzeugt, dass wir in der Schweiz bessere Verkäufer, Präsentatoren etc. (…) wären, dürften wir schon als Kind in der Schule auf der Bühne stehen.“.
Das sind wichtige Worte eines Unternehmers und Regisseurs, die man jedem Schuldirektor ins Pflichtenheft schreiben müsste. Was auf den Schulbühnen gelehrt und gelernt wird, gehört heute im öffentlichen Leben zu den meistverlangten Anforderungen. Die Lerninhalte lassen sich unter dem Begriff „externe Kommunikation“ zusammenfassen.
Emmanuel Macron, der neu gewählte französische Staatspräsident, war Schauspieler am Theater, bevor er Wirtschaftsminister unter François Hollande wurde. Tobias Fueter war Filmregisseur, bevor er Mitinhaber einer Zürcher Produktionsfirma wurde, die heute zu den Branchenführern der Schweiz zählt. Der eine war Schauspieler, der andere war Regisseur – beide sind sie heute an der Spitze von grossen Unternehmen. Schauspieler als Leader in Wirtschaft und Politik liefern Argumente dafür, dass das Theaterspiel in der Ausbildung beste Voraussetzungen für Leadership und für die Arbeit in der Öffentlichkeit schafft.
Wer während seiner Ausbildung unter einem guten Regisseur auf der Bühne gestanden ist, der kann auch später im Beruf das Beste aus einem öffentlichen Auftritt herausholen. Die Schauspielerei legt die Grundlage für eine exzellente externe Kommunikation. Die persönliche Auftrittskompetenz ist in vielen Berufen von grösster Wichtigkeit und sie ist auch entscheidend für den Unternehmenserfolg in der Wirtschaft.
Nicht nur Manager, sondern auch die Angestellten geben ihrem Unternehmen ein „Gesicht“, sobald sie sich in die Öffentlichkeit begeben. Mit gekonnter externer Kommunikation leistet jeder und jede einen wesentlichen Beitrag zur Imagebildung und damit zum Erfolg einer Firma. Es ist deshalb lohnend, die „Soft Skills“ für den überzeugenden öffentlichen Auftritt zu trainieren. Ein obligatorisches Fach Theater in der Schulzeit bietet beste Voraussetzungen dafür.
Aus dem US-Wahlkampf kennen wir das geflügelte Wort „You are the message!“ Dieses geflügelte Wort sagt alles aus zum Verständnis einer gelungenen externen Kommunikation. Die Gesamtwirkung der Persönlichkeit ist entscheidender als der verbale Inhalt. Alle, die in der Öffentlichkeit extern kommunizieren, wissen, wie schwer das Erscheinungsbild, die Stimme, die Körpersprache und der Stil in der Interaktion wiegen.
Wer auf der Bühne gestanden hat, der versteht es auch bestens, mit dem Lampenfieber umzugehen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Firmen und Unternehmen verschenken ihre Möglichkeiten, weil sie sich von ihrer inneren Unruhe aus dem Konzept bringen lassen. Sie wissen nicht, dass Lampenfieber die Leistungsbereitschaft enorm steigern kann. Lampenfieber ist in bestimmten Grenzen durchaus erwünscht, um die notwendige Leistungsbereitschaft zu aktivieren. Das weiss jeder Leistungssportler, jeder Moderator vor einer Live-Sendung, jeder Redner vor einer wichtigen Debatte und jeder Mitarbeiter, der etwas zu präsentieren hat. Nur wer innerlich aufgeladen ist, besitzt die Dynamik für die kommunikative Herausforderung.
Auftrittskompetenz und externe Kommunikation – das sind wichtigste Voraussetzungen für Erfolg im Leben, am Arbeitsplatz, im Unternehmen, in der Wirtschaft und in der Politik, kurz: sie sind überall dort erforderlich, wo wir in der Öffentlichkeit andere Menschen informieren, motivieren und überzeugen und führen wollen. Zusammen mit Regisseur und Unternehmer Tobias Fueter fordern deshalb viele ein obligatorisches Fach Theater in der Schule.
Zum Bild: In der Oberwalliser Mittelschule OMS soll zur Zeit wieder ein Schultheater aufgebaut und eingerichtet werden. Foto: Schultheater „Der Traum des Schwans“, OMS-Theater 2016. Regie: Kurt Schnidrig und Anna-Katharina Agten.
Literaturangabe: „Ich vermisse ein obligatorisches Fach Theater in der Schule“. 33 Fragen an Tobias Fueter, Mitinhaber der Filmproduktionsfirma Stories AG. In: NZZexecutive, 27. November 2016.