Ist nun Maria Magdalena tatsächlich die Frau von Jesus gewesen? Und liegt sie tatsächlich unter dem Glasdach einer riesigen Pyramide auf dem Platz vor dem Louvre in Paris begraben (Bild)? In Paris habe ich sie besucht und ich habe sie gefunden: Die Pyramide und die Legende von Maria Magdalena. Wurde sie vom Vatikan zur Prostituierten gemacht, um zu vertuschen, dass sie die Geliebte oder gar die Frau von Jesus war? Ein Sakrileg der katholischen Kirche, um das herrschende Patriarchat und Zölibat der Kirche zu stützen? Die These aus Dan Browns „Sakrileg“ steht weiterhin im Raum. In diesen Tagen erscheint der neue Roman von Dan Brown. Auch in diesem flott geschriebenen Thriller mischt er Fakten und Fiktion derart meisterhaft, dass auch Spezialisten grösste Mühe bekunden, herauszubekommen, was nun Wahrheit ist und was Dichtung.
Es gibt Literaturkritiker, die Dan Browns Verschwörungs-Thriller ins Pfefferland wünschen. Das sei Trivialliteratur. Das sei Pseudo-Wissenschaft vermischt mit Fantasterei. Das aber stört seine Fans nicht im geringsten. Seit im Jahr 2003 der Roman „The Da Vinci Code“ erschienen ist (deutscher Titel „Sakrileg“) sind weltweit 81 Millionen Exemplare verkauft worden. Dan Browns Thriller-Standorte sind gefragte Reiseziele. (Buchtipp: Oliver Mittelbach: Dan Browns Thrillerschauplätze als Reiseziel).
Nachdem ich die Verfilmung des Thrillers „Sakrileg“ mit Tom Hanks, Audrey Tautou und Jean Reno in den Hauptrollen gesehen hatte, wollte ich die Probe aufs Exempel machen und habe eine Reise nach Paris gebucht. Es war zu verlockend, herauszufinden, was nun Fakt und was Fiktion ist an den Überlegungen des Symbologen Robert Langdon. In der Schlussszene in „Sakrileg“ folgt Langdon den in das Pflaster eingelassenen Messingtafeln mit der Aufschrift „Arago“, die den Nullmeridian in Paris kennzeichnen, bis zum Louvre und kniet schliesslich auf dem dortigen Glasdach der umgekehrten Pyramide, worunter er das Grab von Maria Magdalena vermutet. Die spannende These blieb bestehen. Die Faktenlage präsentierte sich mir im Detail etwas anders. So erklärten mir Fachleute vor Ort, dass die Pyramide vor dem Louvre in Wahrheit nicht vom Meridian durchquert wird.
In „Origin“, dem neuen Roman von Dan Brown, geht es um nichts Geringeres als um den Ursprung der Menschheit und des Lebens. Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Wer sind wir? Die Botschaft von „Origin“ ist wie in fast allen bisherigen Romanen die gleiche: Wissenschaft und Religion kommen sich in wichtigen Fragen verhängnisvoll in die Quere. „Origin“ spielt in Spanien. Auch dieses Mal streitet Harvard-Symbologe Robert Langdon gegen böse (religiöse) Mächte und für die Wissenschaft. Ein Computergenie namens Edmond Kirsch hebt die gängigen Vorstellungen über das Woher und das Wohin der Menschheit aus den Angeln. Die Antworten aus einem Supercomputer erschüttern nicht nur die drei grossen Weltreligionen mit ihrem Schöpfergott, sondern auch die gesamte Menschheit.
Auch im neuen Roman fördern Langdons Nachforschungen wilde, aber auch faszinierende Verschwörungs-Theorien zu Tage. Das World Wide Web bietet dazu alle Voraussetzungen. Dazu kommt Edmond Kirschs Vermächtnis, die ungeahnten Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz. Intrige, Geheimnis und Enthüllung, wesentliche Elemente einer jeden Romantheorie, werden wohl auch kultivierteren Leser-Ansprüchen genügen.
Letzte Woche hat Dan Brown seiner Fan-Gemeinde an der Frankfurter Buchmesse Red und Antwort gestanden, auch zu seinem aktuellen Oeuvre „Origin“. Was man Dan Brown – trotz aller Kritik – zugute halten muss: Er verfügt über ein grosses Wissen, und er ist bescheiden geblieben, dies ganz im Gegensatz zu seinen teils doch recht arroganten und besserwissenden Kritikern. Das ist nicht selbstverständlich bei einer weltweiten Auflage von mehr als zweihundert Millionen Exemplaren bisher, übersetzt in 56 Sprachen.
Text und Foto: Kurt Schnidrig