Am Literaturfestival in Leukerbad getroffen: Petros Markaris. In Griechenland holt er die Zuschauer massenweise an die TV-Apparate. Mit seiner beliebten Fernsehkrimi-Serie rund um Kommissar Charitos übt er auch unverhohlen Kritik an der griechischen Gesellschaft. Seine Krimis spielen oft in einem gesellschaftlichen Milieu, das seine Ideale verloren hat.
Sein Kommissar Charitos ist ein griechischer Kleinbürger, ein Durchschnittsmann, der von Frauen nicht allzu viel hält. Seine Frau und seine Tochter allerdings liebt er sehr. Früher, als Polizeianwärter, hatte er auch an Folterungen teilgenommen, was ihn seither belastet. Seinen Vorgesetzten gegenüber gibt er sich unterwürfig, wenn es jedoch darum geht, einen Kriminalfall aufzuklären, vergisst er jegliche Loyalität und mutiert zu einem Egomanen, der seine Ermittlungen auf eigene Faust durchzieht. Die TV-Serie rund um Kommissar Charitos hat Petros Markaris die Tür geöffnet zum grossen Kino.
Als Co-Autor grosser Kinofilme arbeitete Markaris zwanzig Jahre lang mit dem Regisseur Theo Angelopoulos zusammen. In Leukerbad las Petros Markaris aus seinem Tagebuch mit dem Titel „Tagebuch einer Ewigkeit“. Darin gewährt er Einblick ins Werden und Entstehen grosser Kinofilme. Diskussionen über Bücher, Filme und Filmstars legen offen, wie grosse Literatur und grosses Kino entstehen.
Ein deutschsprechender Grieche. Petros Markaris lebt heute in Athen. Studiert hatte er jedoch in Wien und in Stuttgart. Er übersetzte einige deutsche Dramen ins Griechische wie zum Beispiel Goethes Faust I und II sowie Brechts „Mutter Courage“. Er schreibt gegen die allgemeine Verflachung der griechischen Ideale an und trägt dazu bei, dass der Glanz der früheren griechischen Kultur nicht ganz verblasst.
Text und Fotos: Kurt Schnidrig.