Ein paar persönliche Zeilen zum Muttertag

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Texte und Gedichte von Kindern und Erwachsenen vermitteln Mutter und Vater ihre Wertschätzung. (Bild: Kurt Schnidrig)

Muttertag ist heute, der Vatertag ist an Maria Himmelfahrt, am 26. Mai. Und immer wieder stellt sich die Frage: Was schenken? Blumen? Schokolade? Was auch immer, ein paar Zeilen selbst Geschriebenes sollten dabei sein. Leichter gesagt als geschrieben, oder?

Auch Schriftsteller und Dichter haben sich schon schwer getan mit originellen Liebeserklärungen zum Muttertag. Und warum? Weil alles, was uns nahe geht und was uns berührt, gar nicht einfach in Worte zu fassen ist. Trotzdem. Ein persönlicher Text, vielleicht sogar ein Gedicht, ist viel mehr wert als alles Materielle. Geschenke, die man kauft, sind immer austauschbar. Ein selbst geschriebener Text jedoch ist ein Unikat, es gibt ihn nur ein einziges Mal.

Die persönliche Geste ist es, die zählt. Nehmen Sie sich nicht zu viel vor! Ein paar kurze Zeilen oder Reime, welche die Liebe zur Mutter oder ein ganz bestimmtes Ereignis aus dem Zusammenleben mit ihr thematisieren, reichen schon aus. Es spielt keine Rolle, ob Ihr Text lang ist oder kurz, ob sich die Verse reimen oder nicht. Niemand erwartet von Ihnen ein dichterisches Werk, das nach allen Regeln der Literaturtheorie gestaltet ist. Was zählt, das sind doch einzig ein paar Worte, die von Herzen kommen.

Ein „literarisches Kochrezept“ gibt es nicht. Persönlich fände ich es als unangebracht, Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, eine Rezeptur zu liefern für ein Muttertags-Gedicht. Es existiert auch keine Rezeptur, die einen erfolgreichen Text garantiert. Ein paar Tipps und Ratschläge zum Schreiben eines persönlichen Textes kann ich Ihnen aber gerne geben. Vor allem vier Tipps helfen Ihnen weiter.

Das leere Blatt Papier sorgt nicht selten für eine Schreibblockade, weil man bereits an der ersten allzu perfekten Zeile scheitert. Empfehlenswert ist, zuerst einmal alles aufzuschreiben, was Ihnen zu Ihrer Mutter in den Sinn kommt. Völlig ungeordnet. Sie machen also ein „Brainstorming“. Erinnern Sie sich an die schönen Situationen, die Sie zusammen mit Ihrer Mutter erlebt haben. Oder denken Sie an etwas Wertvolles, das Sie mit Ihrer Mutter verbindet. Nun notieren Sie alles, woran Sie denken, in Stichworten.

In einem zweiten Schritt gilt es, die Stichworte und Notizen zu organisieren. Bestimmt entdecken Sie ein gemeinsames Thema. Oder es kristallisiert sich aus den Notizen ein wichtiger Gedanke heraus. Nun können Sie die Gedanken nach Wichtigkeit nummerieren. Bitte auch mutig durchstreichen, was zu viel ist, und was nicht so recht ins Konzept passen will. Vielleicht formulieren Sie den Titel als Frage und antworten dann mit „Weil…“. Ein Beispiel? Titel: Warum ist Mama unbezahlbar? Weil die Tür von Hotel Mama immer offen ist. Weil du mir tausend Pausenbrote geschmiert hast. Weil du mir alle Tränen weggeküsst hast… Das ist doch schon eine zauberhafte Liebeserklärung an die eigene Mutter.

Der dritte Schritt: Jetzt müssen Sie die Worte und Gedanken in eine schriftliche Form bringen. Gedichte müssen sich nicht unbedingt reimen, in der modernen Poesie ist ja vieles möglich. Allerdings ist es manchmal einfacher, Gedichte zu schreiben, die sich reimen. Äusserst beliebt ist der Paar-Reim, da reimt sich immer die nächstfolgende Zeile. Etwas anspruchsvoller ist der Kreuzreim, da reimt sich immer die übernächste Zeile.

Nun noch der vierte und letzte Schritt: Wie bei einem Musikstück müssen Sie nun noch den Rhythmus oder den Takt finden für Ihren Text oder für Ihre Verse. Am besten lesen Sie den Text laut und klatschen dabei in die Hände. Achten Sie dabei auf die Betonung der Silben und auf die Länge der Verse. Ein Text oder Gedicht hört sich eingängig und wohlgefällig an, wenn die Zeilen gleich viele Silben haben. Vielleicht müssen Sie jetzt noch Wörter ergänzen oder löschen. Es ist einfacher, Wörter durch längere oder kürzere zu ersetzen, bis dass das Versmass stimmt.

Nun wünsche ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, viel Spass und ein wenig Mut beim Schreiben Ihres wohlklingenden, lustigen, bewegenden und in jedem Fall ganz persönlichen Textes oder Gedichts.

Text, Bild und Radiosendung: Kurt Schnidrig