„Im Zauber der verkleideten Worte“ – viel Publikum an einer zauberhaften Buchvernissage

Die Macher des gefeierten Buches nach der wundervollen Vernissage (von links): Sandro Elsig (Valmedia), Myriam Stucky-Willa (Illustratorin), Maria Schnidrig (Managerin), Marion Schnidrig (Sängerin), Kurt Schnidrig (Autor), Jeanine Studer (Stv. Filialleiterin ZAP*), Sieglinde Kuonen-Kronig (Moderatorin).

„Das war der grösste Literatur-Anlass dieses Jahres“, resümierte Jeanine Studer, die zufriedene Filialleiterin der ZAP*Brig, nach der bestens gelungenen Buchvernissage. Als Autor des gefeierten Buches „Im Zauber der verkleideten Worte“ erfüllt mich tiefe Dankbarkeit gegenüber allen, die in irgendeiner Weise zum Erfolg dieses Buches und zum guten Gelingen dieses grossartigen Abends in der angesagten Briger Buchhandlung ZAP* beigetragen haben.

Von der Aktualität eingeholt und befeuert. Kaum war mein Buch „Im Zauber der verkleideten Worte“ Ende Februar dieses Jahres in Druck gegangen, marschierten die russischen Truppen anfangs März in die Ukraine ein. Anstatt mit diplomatisch verkleideten Worten einen schwelenden Konflikt beizulegen, lassen seither beide Kriegsparteien die Waffen sprechen. Am 1. März rief mich Samuel Burgener, der Blattmacher des Walliser Boten, mitten in der Nacht an und bat mich um eine Stellungnahme als Literaturexperte. Wie lässt sich in Worten beschreiben, was dieser Krieg mit uns allen macht? „Mit Worten gegen den Krieg“ – so betitelte der Walliser Bote meine literarische Stellungnahme über die Macht der Worte und die Wichtigkeit politischer Stimmen. Daraus zitiere ich: „Nun leben wir in einem Europa, das wieder im Krieg ist. Wir erleben den grössten militärischen Konflikt seit dem 2. Weltkrieg. Was hat die Literatur der Politik zu sagen in diesen Tagen – und wie kommt es an, wenn sich Schriftsteller und Autorinnen einmischen? Und kann Literatur einem Volk in Krisenzeiten zur Seite stehen und Trost spenden?“

Die aktuellen Ereignisse leiten zwanglos über zu den Geschehnissen, die ich im Buch „Im Zauber der verkleideten Worte“ romanhaft verkleide. Es ist dies ein poetischer Roman über die Magie von Sprache. Was können Worte so alles bewirken, im Guten wie im Schlechten! Mit Worten lassen sich Konflikte beilegen, Worte lassen aber auch an Grenzen stossen, Worte können Menschen auch in den Tod treiben. Eine der Protagonistinnen in meinem Buch heisst Elena. Sie steht für die ältere Generation, erzkatholisch und erzkonservativ erzogen von geistlichen Herren, die auch noch als Pädagogen aufgetreten sind. Mit ihrer „Anstandslehre“ hatten sie ihren Zöglingen eine eigene Sprache verboten. Besonders junge Frauen wie Elena mussten bös unten durch, sie hatten vor allem den Mund zu halten. Doch dann erfolgte der Einmarsch der russischen Truppen in die Tschechoslowakei. Der „Prager Frühling“ war die Folge davon, und mit ihm kam der Aufbruch der Jugend gegen alle Autoritäten. Eine weltweite Bewegung wuchs daraus hervor, die sich auflehnte gegen ein verkrustetes System. Plötzlich hatten junge Menschen wie Elena ihre eigenen Leidenschaften entdeckt, sie fassten den Mut, all das zu formulieren, was sie bedrückte, und sie versuchten, mit verkleideten Worten diese Welt zu retten. Damals standen auch Pädagogen und Professoren auf – wie etwa Professor Dachmann in meinem Roman – die fasziniert waren vom weltweiten Aufbruch, und die sich als Wortführer profilierten.
Moderatorin Sieglinde Kuonen-Kronig, Sängerin Marion Schnidrig und der Autor Kurt Schnidrig an der Vernissage von „Im Zauber der verkleideten Worte“.

Worte können die Welt verändern. Dies zeigt auch das Beispiel des Läufers Piet im Buch „Im Zauber der verkleideten Worte“, auch er ein Absolvent des Sprachseminars von Professor Dachmann. Was können gut verkleidete Worte im Krieg, in einer Krise, bewirken? Als Läufer und Forscher sieht Piet einen Zusammenhang zwischen physischer und geistiger Leistung. Piet organisiert einen Friedenslauf durch die palästinensischen und jüdischen Gebiete in Israel. Palästinensische und jüdische Läufer finden zueinander, und sie finden beim Laufen passend verkleidete Worte, die helfen, aufeinander zuzugehen. Auch wenn romanhaft verkleidet, haben die geschilderten Ereignisse einen wahren Kern. Als Präsident des Laufsportverbands hatte ich in den späten 1990er-Jahren tatsächlich einen Friedenslauf in Israel organisiert und ausgetragen. Unglaublich spannende Begegnungen, die sich während des Laufens ergaben, habe ich in den Roman einfliessen lassen.

Vernissage-Moderatorin Sieglinde Kuonen-Kronig im Gespräch mit dem Autor.

Lassen sich zauberhaft verkleidete Worte lehren und erlernen? In meiner Roman-Story versuchen Professor Dachmann und seine Wortverkleidungs-Expertin Elena die Studierenden zu zauberhaft verkleideten Worten zu animieren. Wie kann man aus sich selbst das Beste herausholen? Die Protagonistin Anja in meinem Roman führt das Experiment „Walden“ zu Ende, das vor Jahren englische Romantiker in die Wege geleitet haben. Beim Umarmen von Bäumen, im Wald und in der Einsamkeit zu sich selbst finden, Träume in Worte kleiden – grossartige Werke der Weltliteratur sind so bereits entstanden, und auch Anja taucht ein in bisher nie erlebte poetische Sphären.

Die Faszination an zauberhaft verkleideten Worten ist in einer kriegerischen und gespaltenen Welt nötiger denn je: An der Vernissage durfte ich beipflichtende Rückmeldungen entgegennehmen.

Faszination an zauberhaft verkleideten Worten kann jedoch auch aus dem Ruder laufen. Davon zeugt im Roman die Protagonistin Océane. Sie ist tatsächlich tiefgründig und geheimnisvoll wie ein Ozean. Sie versucht, was schon viele mit unterschiedlichem Erfolg versucht haben: Die Erweiterung ihres Bewusstseins. Wortverkleidungs-Künstler wie Professor Dachmann liessen sich zu grandiosen Experimenten hinreissen, die einerseits zu grossartigen Werken den Weltliteratur geführt haben, die aber häufig auch aus dem Ruder gelaufen sind und Menschenleben gekostet haben. So bleiben am Schluss des Romans Fragen offen. Was ist das Wesen des Universums? Wo ist das Paradies? Paradiesvögel wie Océane warten mit Antworten auf, die erstaunen.

Mit Songs aus dem Roman wie „Paroles, Paroles“, „A Whiter Shade of Pale“ oder „Mis Amores“ liess Sängerin Marion Schnidrig an der Buchvernissage den Kosmos der Protagonisten aus dem Buch auferstehen.

Das poetische Layout des Romans und die besondere Sprachgebung fanden an der Vernissage breiten Zuspruch. Dass die Leserinnen und Leser die Handlung einzig über den Bewusstseinsstrom der Akteure erfahren, ist ein spannendes Experiment. Die moderne Schreibweise verpackt leicht lesbar psychologisch, literarisch und historisch Wichtiges aus Vergangenheit und Gegenwart, aus Realität und Fiktion in einen Roman, den wir nach der vielversprechenden Vernissage nun voller Spannung und Zuversicht auf die Reise schicken zu unseren Leserinnen und Lesern.
Hören Sie das Interview, das Redaktorin Petra Imsand von Radio Rottu Oberwallis mit Autor Kurt Schnidrig geführt hat. (Quelle: rro / Petra Imsand)
Hören Sie den zweiten Teil des Interviews, das Petra Imsand (rro) mit Autor Kurt Schnidrig geführt hat. (Quelle: rro / Petra Imsand)

Das Buch kann auch bezogen werden auf der Verlags-Homepage www.literaturclub73.ch

Text: Kurt Schnidrig und Petra Imsand; Fotos: Michael Schnidrig; Radiosendung und Presse: Petra Imsand.