Zum Anlass seines 60. Geburtstags lud Lothar Supersaxo am vergangenen Samstag zur Vernissage seiner Erinnerungen ein. In der Heimatgemeinde Saas-Fee erzählte er auf grosser Bühne des Old Cinema Pub über tiefste Gefühle, Glücksmomente, Niederlagen und Erfolge.
Traumhafte Bilder aus fernen Kontinenten auf Breitleinwand liessen die Herzen der Lothar-Freunde im Theater- und Kinosaal höherschlagen, noch bevor der Abenteurer und vielseitige Berufsunternehmer Lothar Supersaxo überhaupt erst die Bühne betrat. Als viermaliger World Championship Teilnehmer auf Hawaii setzte Lothar gekonnt auf vorgängiges Aufwärmen, was für ihn die weltbekannte Musicalsängerin Andrea Viaricci sensationell und spektakulär übernahm.
Wie Grizabella (Andrea Viaricci) mit «Memory» aus dem Musical Cats nicht nur Lothar, sondern auch sein Publikum im Kinosaal schnurrend und verführerisch umgarnte – wahrlich, das war grosses Kino für eine Buchvernissage! Alle waren nun aufs Äusserste gespannt auf Lothar. Wem sein Buch «verrückt – Ich war nie ein Leisetreter» bereits im Vorfeld der Vernissage den Schlaf geraubt hatte, der blickte dem Kommenden nun mit leichter Anspannung entgegen.
Achtung Gefahr! «Lektüre für Jugendliche unter 16 Jahren nicht geeignet!» warnt der Autor gewissenhaft zu Beginn seiner Erinnerungen. Seine Geschichten und Anekdoten teilt Lothar mittels gezeichneter Chili-Schoten in Gewürzstufen ein: Mild (gut verdaulich); Würzig (Erfahrung); Scharf (Pikant abenteuerlich); Extra scharf (Grenzgang).
Würde Lothar nach den vielen Streicheleinheiten von Cat Grizabella nun auftreten als Abenteurer? Als Radvagabund, Bergsteiger, Sportathlet? Mit welcher seiner verrückten Unternehmen und Expeditionen würde Protagonist Lothar nun das Publikum aus den Kinosesseln des Old Cinema Pub reissen? Als Elefantenführer in Thailand? Als Easy Rider auf der Route 66? Als Expeditionsschwimmer durch das Wasserschloss Europas?
Nein, die ganz grosse Kiste packte das Geburtstagskind Lothar an der Buchvernissage nicht aus. Wer wissen möchte, weshalb Lothar, der Radvagabund, von hier bis in die marokkanische Sahara gefahren ist, der muss sein Buch lesen. Wer mit Lothar den Dschungel von Papua in Indonesien durchstreifen möchte, der muss dies lesend tun. Wer erfahren möchte, wie die Durchquerung der Meerenge von Gibraltar schwimmend gelingen kann, der besorgt sich Lothars Buch. An der Vernissage zeigte sich der Autor von seiner anderen Seite.
Lothar kann auch anders. Denn Lothar führt ein Doppelleben. Nebst den spektakulären Expeditionen, Läufen, Radtouren und seinem legendären Triathlon-Lifestyle verläuft parallel dazu ein Berufs- und Familienleben, das ebenso spannende Herausforderungen bereithält. Es sind dies jene überraschenden Anekdoten zwischen den Buchdeckeln, die von viel Lebenserfahrung und von profunder Menschenkenntnis zeugen. Feinsinnige und oftmals karikierende Episoden, die von einem «savoir vivre» erzählen, von dem viele von uns anderen nur träumen können.
Lothar, wie ihn viele von uns nicht kennen. Lothar bittet Geri und Jean-Claude auf die Bühne. Mit Geri, der das Allalinhorn hundert Mal bestiegen hat, sei er in so manche Schlacht gezogen und habe mit ihm die verrücktesten Abenteuer erlebt. Und Lothar erzählt, wie sie «Ibiza auf dem Allalin» gefeiert haben. Oder wie er zusammen mit Jean-Claude in einem Gefängnis in Seoul eine polizeilich begleitete Nachtruhe einbezog. Und wie er als Bereichs- und Verkaufsleiter seinem direkten Vorgesetzten beibrachte, wie ein Container-Bistro eine Lebensschule sein kann. Lothar, der Familienmensch, der von Vater-Tochter-Sternstunden schwärmt und sein Buch den sechs Enkelkindern widmet.
Die Frage, was einen wie Lothar Supersaxo antreibt, beantwortet dieser verschiedentlich in seinem Buch. «Ein unbändig wildes Feuer brodelte in mir, das nur auf einen Ausbruch wartete, um zu neuen unbekannten Orten aufzubrechen», ist nachzulesen. «Oder war ich einfach nur süchtig, ein Triathlon-Junkie wie er im Buche steht?»
Ein «Herbststurm» beendete abrupt und eruptiv Supersaxos frühere unbekümmerte Lebensphase. Eine «Hiobsbotschaft» habe ihn in einen Schockzustand versetzt. Ein Paradigmenwechsel vom unbekümmerten Jugend-Rebell zum verantwortungsbewussten Familienmensch war die Folge, Seelenkampf und Kulissenwechsel inbegriffen.
„Im Sport wie im Leben muss man ab und zu neue Wege gehen, ruine Mauern durchbrechen, um neue Erkenntnisse, Abenteuer oder auch Siege zu erfahren.“
Lothar Supersaxo im Buch „verrückt – Ich war nie ein Leisetreter“
Mit «Conquest of Paradise» plädierte schliesslich Star-Sängerin Andrea Viaricci stimmgewaltig für jenen Schuss «Verrücktheit», der aus Normalos glückliche Menschen schafft. Das Paradies auf Erden will erobert werden. Leisetreter schaffen das nicht.
Das Buch «verrückt – Ich war nie ein Leisetreter» ist nur erhältlich beim Autor (lothar.supersaxo@valaiscom.ch)
Text, Bilder und Radiosendung: Kurt Schnidrig