Das Multimediafestival Berg Buch Brig wird vom 8. bis zum 12. November im Zeughaus Kultur in Brig über die Bühne gehen. Ein Schwerpunkt findet sich gleich zur Eröffnung des Festivals: Eine Hommage an die Walliser Schriftstellerin S. Corinna Bille. Nebst einem musikalischen Intermezzo mit Chansons und Texten warten rund 100 Schauergeschichten von Corinna Bille auf das Publikum. Vorgetragen werden sie von der Oberwalliser Schauspielerin Regula Imboden.
Wer war S. Corinna Bille? Geboren wurde sie 1912 in Lausanne als Stéphanie Bille. Sie war die Tochter eines Glasmalers und einer Bergbäuerin aus Corin in der Gemeinde Crans-Montana. Nach der Heirat mit dem Schauspieler Vital Geymond lebte das Paar lange Zeit in Paris. Als die Ehe zerbrach, wählte Corinna Bille das Wallis als neuen Wohnsitz. Hier heiratete sie den Schriftsteller Maurice Chappaz. Das Paar verlegte den Wohnsitz nach Veyras ob Siders. Aus dieser Verbindung gingen drei Kinder hervor. Schwerpunkte des literarischen Schaffens von S. Corinna Bille sind ihre Erzählungen. Die bekanntesten sind „La Fraise Noire“ und „La Demoiselle sauvage“.
Maurice Chappaz und Corinna Bille zogen wie Nomaden durch das Wallis, meist getrennt voneinander. Um schreiben zu können, brauchten sie ein freiheitliches Leben. Für die Literatur stellt sich diese Lebenseinstellung nun als glücklicher Umstand heraus: Die Liebe war federführend, denn dadurch, dass die beiden sich immer wieder trennten, pflegten sie einen regen Briefwechsel, der unter dem Titel „Ich werde das Land durchwandern, das Du bist“ als Buch im Rotpunktverlag erschienen ist. Der Briefwechsel der Jahre 1942-1979 lässt deutlich werden, wie sehr die provokative Liebschaft zwischen dem Dichter Maurice Chappaz und der Schriftstellerin Corinna Bille im damals erzkonservativen Wallis in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung war. Als verheiratete Frau hatte Corinna Bille ihre Liebe zu Maurice Chappaz oftmals verheimlichen müssen, und als ein uneheliches Kind aus dieser verbotenen Liebesbeziehung hervorging, musste dieses Kind heimlich in einem Versteck aufwachsen. Im Jahr 1979 starb S. Corinna Bille in Siders.
Lesen Sie mehr dazu im rro Blog Literatur von Kurt Schnidrig: http://blog.rro.ch/literatur/2019/10/09/die-liebe-ist-federfuehrend/
Ein vielfältiges Programm ist am Multimediafestival buchbar. Da gibt es beispielsweise auch Volksmusik vom Feinsten zu geniessen mit dem Volksmusik-Ensemble „Apartig“. Wessen Herz auch für Bäume schlägt, dem wird eine Performance und eine Lesung über „Begabte Bäume“ geboten. Der Alphirt und Schriftsteller Bodo Hell erzählt Kurioses und Wissenswertes rund um das Thema „Bäume“. Literarische Filme stehen ebenfalls im Angebot. „Der Wind des wahren Lebens“ ist ein filmischer Essay, bei dem es um die Frage geht: Wo gehöre ich eigentlich hin? Beliebt bei „Berg Buch Brig“ sind auch szenisch-musikalische Lesungen, so etwa diejenige zum historischen Roman von Emil Zopfi. Der Bergschriftsteller Zopfi erzählt von einem Schiffsunglück auf dem Walensee.
Ehrengast ist der Jurapark Aargau. Der Park ist als Verein organisiert mit dem Ziel, sich für Mensch und Natur zu engagieren. Dazu gehört ein Nachtessen mit Spezialitäten aus dem Aargau. Wem nach dem Essen nach Bewegung zumute ist, der ist bei den Freeridern willkommen, beim Skistar Sam Anthamatten zum Beispiel.
Die Walser Matinee, organisiert von der Internationalen Vereinigung für Walsertum, hat an der Berg Buch Brig bereits Tradition. Dieses Jahr warten die Walser mit Präsentationen zu Persönlichkeiten aus dem Saastal auf. A propos Persönlichkeiten: Die Stiftung Adolf Fux feiert in diesem Jahr ihr 40-jähriges Jubiläum. Der Schriftsteller Adolf Fux, der von 1901 bis 1974 lebte, ist bekannt aufgrund seiner historisch-biografischen Romane über Persönlichkeiten aus dem Oberwallis.
Text, Bild und Radiosendung „Literaturwälla“: Kurt Schnidrig