„Der Mai ist gekommen“ ist ein spätromantisches Frühlingsgedicht. Es ist Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden, mit Worten von Emanuel Geibel. Bei der Vertonung griff der Musiker Justus Lyra zurück auf Wolfgang Amadeus Mozarts „Ländlerischen Tanz“ KV 606 Nr. 3. Durch den Satz von Friedrich Silcher ist das Lied auch heute noch bei vielen Chören beliebt.
- Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus. Da bleibe, wer Lust hat, mit Sorgen zu Haus! Wie die Wolken dort wandern am himmlischen Zelt, so steht auch mir der Sinn in die weite, weite Welt.
- Herr Vater, Frau Mutter, dass Gott euch behüt! Wer weiss, wo in der Ferne mein Glück mir noch blüht; es gibt so manche Strasse, da nimmer ich marschiert. Es gibt so manchen Wein, den ich noch nie probiert.
- Frisch auf drum, frisch auf drum im hellen Sonnenstrahl! Wohl über alle Berge, wohl durch das tiefe Tal! Die Quellen erklingen, die Bäume rauschen all; mein Herz ist wie eine Lerche und stimmet ein mit Schall.
- Und abends im Städtlein, da kehr ich durstig ein: „Herr Wirt, ja Herr Wirt, eine Kanne blanken Wein! Ergreife die Fiedel, du lustiger Spielmann du! Von meinem Schatz das Liedel, das singe ich dazu.“
- Und finde ich keine Herberge, so liege ich zur Nacht wohl unterm blauen Himmel, die Sterne halten Wacht; im Winde die Linde, die rauscht mich ein gemach, es küsset in der Frühe das Morgenrot mich wach.
- O Wandern, O Wandern, du freie Burschenlust! Da weht der Wind so frisch in die Brust; da singet und jauchzet das Herz zum Himmelszelt: wie bist du doch so schön, o du weite, weite Welt!
Allen meinen Leserinnen und Lesern wünsche ich einen romantischen Start in den Wonnemonat Mai. Ein Hoch auf das Leben! Auf die Liebe! Auf das Glück!
Text und Foto: Kurt Schnidrig