Menschen mit Einschränkungen einen neuen Lebensinhalt geben – ein Atelier-Manus-Buch

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Geschäftsführer Christian Escher wagt den Spagat zwischen Wirtschaftlicheit und Empathie. (Foto: Kurt Schnidrig)

Anlässlich des 50-Jahre-Jubiläums des Atelier Manus zeigte der langjährige Stiftungsratspräsident Albert Bass Entwicklungen, Möglichkeiten und Chancen der Menschen mit Behinderungen auf. Staatsrat Mathias Reynard attestierte der Institution wichtige Werte wie Kohäsion, Respekt und berufliche Integration.

Stiftungsratspräsident Albert Bass präsentierte mit Alt-Staatsrätin Esther Waeber-Kalbermatten seine Nachfolgerin. Mit einem Blick zurück liess er die vergangenen 50 Jahre Revue passieren. Es sei ein sehr bescheidener Anfang gewesen, als man im Jahr 1972 die Stiftung ins Leben gerufen habe, führte Albert Bass aus. Mit drei bis vier Schnitzern in einer Holzbaracke im Glisergrund habe alles angefangen. Vorerst sei es primär darum gegangen, eine tragfähige Basis für eine derartige Institution zu schaffen, eine Gesetzgebung über das Behindertenwesen voranzutreiben und die finanzielle Unterstützung zu gewährleisten. Heute verfüge das Atelier Manus über 200 Mitarbeitende in 12 verschiedenen Abteilungen, stellte Albert Bass zufrieden fest.

Stiftungsratspräsident Albert Bass liess vor viel Prominenz 50 Jahre Atelier-Manus-Geschichte Revue passieren. (Foto: Kurt Schnidrig)

Eine breite Produkte Palette. Das Atelier Manus startete als Unternehmen mit der Produktion von Armee-Socken und von Schnitzer-Kursen. Heute steht eine breite Produkte-Palette im Angebot. Für Albert Bass gehören zu den herausragendsten Produkten immer noch die kleine Schreinerei und auch die Brockenstube. Besonders die Brockenstube beschäftige Menschen im Abtransport von gebrauchten Gegenständen und von Mobiliar, schaffe aber auch Arbeitsplätze zur Sanierung von Möbel-Stücken, sagte Albert Bass. Während der letzten Jahre seien aber auch Entwicklungs- und Dienstleistungen hinzugekommen wie die Gärtnerei, die Mechanik und aktuell auch die Digitalisierung mit dem Einscannen von administrativen Verfahren.

Dem Wachstum sind keine Grenzen gesetzt. In einem Ausblick wünschte sich Albert Bass eine Weiterentwicklung und Ökonomisierung von Sozialem. Eine Bedürfnis-Abklärung werde aufzeigen, wie das Atelier Manus zeitgemässe Dienstleistungen anbieten könne. Als Beispiel führte Bass den „Velokurier“ an. Der Velokurier-Dienst sei eine neuzeitliche Erscheinung, weil die Post Dienstleistungen abbaut. „Da kann eine Institution wie das Atelier Manus Lücken schliessen“, sagte Albert Bass. Dass sich die Institution nach wie vor auf einer soliden finanziellen Basis bewegen könne, dies sei sein grösster Wunsch für die Zukunft des Atelier Manus. Besonders aber liegt ihm der menschliche Aspekt am Herzen: „Es gilt, Beschäftigungs-Arten zu finden, die den Menschen mit Einschränkungen einen neuen Lebensinhalt und ein neues Lebensprofil mitgeben.“

Staatsrat Mathias Reynard überraschte mit der kreativen Idee für eine volksnahe Publikation über soziale Institutionen. (Foto: Kurt Schnidrig)

Gestiegener Selbstwert. „Wir sind im Spagat zwischen nüchterner Wirtschaftlichkeit und Empathie, zwischen werthaltiger und agogischer Arbeit“, führte Geschäftsleiter Christian Escher gegenüber den Medien aus. In den vergangenen 50 Jahren sei viel ins Rollen gekommen, dazu gehöre auch ein positiver Mentalitätswandel gegenüber Menschen mit Einschränkungen, was auch zu einem besseren Selbstwert-Gefühl beitrage. Grundlegend dafür sei das Solidaritäts-Prinzip und die Respektierung von Rechten für Menschen mit Einschränkungen. Über allem stehe das hehre Ziel, die Lebensqualität der anvertrauten Personen zu verbessern, sagte Escher. Das Atelier Manus sei mittlerweile auch zu einem Lehrbetrieb aufgestiegen. Mehr als ein Dutzend Lehrberufe stehen im Angebot.

Ein Buch und eine staatsrätliche Idee. Staatsrat Mathias Reynard überraschte mit einer kreativen Idee, Er plane, einen Katalog oder eine Broschüre für soziale Einrichtungen zusammenzustellen. Damit liessen sich die sozialen Einrichtungen noch besser in der Bevölkerung bekannt machen und verankern. Gelebte Werte wie Kohäsion, Respekt und berufliche Integration sollten vermehrt Anerkennung finden, auch in einer Publikation. Mit einem Buch zum Jubiläum hatte das Atelier Manus dieser Idee bereits Vorschub geleistet. Das Buch trägt den Titel „schützen, stützen, stärken“. Der Autor Thomas Rieder blickt zusammen mit Mitarbeitenden zurück auf die Jahre 1972-2022. Das reich bebilderte Buch zeigt informativ und berührend die Entwicklung der Möglichkeiten und Chancen von Menschen mit Beeinträchtigung auf.

Hören Sie ein Interview, das Kurt Schnidrig mit dem Stiftungsratspräsidenten Albert Bass geführt hat. (Quelle: rro / Kurt Schnidrig)

Quellenangabe: Dieser Beitrag erschien am 21.05.2022 im Online-Portal der pomona.media. Das Interview wurde gleichzeitig im Live-Programm von Radio Rottu Oberwallis ausgestrahlt.

Text, Fotos und Radiobeitrag: Kurt Schnidrig