Werden und Vergehen sind Themen, die unser Leben bestimmen. Das Buch „Wendezeit – Zeitenwende“ – bereits vor Jahren erstmals erschienen – ist aktuell wie eh und je und nun auch neu aufgelegt in der „Literatur CLUB73 international edition“. Das einzig Beständige im Leben ist ja, dass sich alles immer wieder verändert. Die Veränderungen können positiv sein, sie können aber auch zu Krisen führen. Das Buch umfasst Aufsätze, Essays und Erzählungen, die zeigen, wie alles im Fluss ist, wie alles sich verändert, hin und wieder zum Guten sich verändert, vielfach aber auch zu Krisen führt.
Wunderbar zum Jahreswechsel passend sind die poetischen Bilder „Jahresreigen“ und „Jahreskreis“, die auch im neusten Buch des Künstlerpaares Perren bestimmend sind. Es trägt den Titel „Weihnacht durchs ganze Jahr“ (Literatur CLUB73 international edition 2021, 75 Seiten). Geistes- und kulturgeschichtliche Betrachtungen laden ein, die Zeitenwende anlässlich der Altjahrestage und zu Neujahr kritisch, anklagend, aber auch immer wieder freudvoll zu hinterfragen. „Was soll in lärmerfüllter Zeit, voll Jubel, Trubel, Heiterkeit, das Weihnachtsfest noch bringen? Wer möchte noch Lieder singen?“, fragt Autor Ernesto Perren in einem seiner poetischen Texte.
„In meinen Büchern geht es um die Sichtweise, und die ist immer noch aktuell. Mir haben die Leute auch schon gesagt, ich sei ein Träumer. Aber um mit Stefan Zweig zu sprechen: Nur ein Träumer kann die Welt erobern.“
Ernesto Perren im Gespräch mit Kurt Schnidrig
Krieg im Osten, Hunger und Not im Süden – dürfen wir da gedankenlos in Weihnachts-Seligkeit schwelgen? Brennend aktuell fangen Perrens Texte die Stimmung ein, die viele Menschen in diesen Tagen in sich tragen: „Wer darf, wenn Not sich rings erhebt, die Welt voll Hass und Schrecken bebt, verblendet und verstiegen, an Weihnachtsglanz sich schmiegen?“
Eine besondere Sichtweise auf die Gegenwart erlaubt Perrens Essayband „Wendezeit – Zeitenwende“. Europa befinde sich in einer „Winter-Phase“, doziert der Autor in Anlehnung an Oswald Spenglers Monumentalwerk „Der Untergang des Abendlandes“. Alles gehe langsam zu Ende, Neues müsse nun entstehen. Trotz all des tiefgründigen Gedankenguts, versucht Ernesto Perren die Leichtigkeit des Seins zu bewahren. Eine Leichtigkeit, die er in Städten wie Wien oder Venedig zu finden glaubt. Wien als die Stadt der Lieder beflügelt ihn, den leidenschaftlichen Sänger und Interpreten des alten Wiener Liedguts. „Was bleibt, das stiften die Dichter und Sänger“, ist Ernesto Perren überzeugt.
Ernesto Perren selbst ist ein Neujahrs-Kind. Er wurde an St. Silvester 1941 in Zermatt geboren, jedoch erst auf Neujahr 1942 eingetragen als Kind einer Bergführer-Familie. Er selbst bezeichnet diese scheinbar harmlose Täuschung als Makel der Janusgesichtigkeit, die ihn zum Schwankenden zwischen Hüben und Drüben bestimmt. Bis heute durchzieht ein Flair für die Natur, für die Sprache und für die verschiedenen Kulturen sein Werk.
Yolanda Perren-Terzi, die Illustratorin, verfügt über italienische und schweizerische Wurzeln. Aufgewachsen war sie im zweisprachigen Biel. Nach einer Ausbildung zur Kindergärtnerin und zur Reiseleiterin absolvierte sie in Japan Lehrgänge in Aikido, Tuschmalerei und in diversen Maltechniken. Ihr Kinderbilderbuch „Marmota, Marmota – Annina und die Murmeltiere“ ist in Deutsch, Französisch, Italienisch, Englisch und Japanisch erschienen und hat sich als wahrer Bestseller erwiesen.
Text, Fotos und Radiosendung: Kurt Schnidrig