Multimediafestival „BergBuchBrig“: Präsidentin Lilian Studer zieht Bilanz

Das traditionelle Multimediafestival „Berg Buch Brig“, Ausgabe 2023, erfreute das Publikum auch mit einigen Neuheiten und Besonderheiten. (Bild: Kurt Schnidrig)

Präsidentin Lilian Studer ist erfreut über das grosse Publikums-Interesse am Multimediafestival „Berg Buch Brig 2023“. Für einige Vorstellungen habe das Platzangebot im Zeughaus Kultur in Brig nicht ausgereicht. Auch sogenannte „Nischen-Angebote“ seien beim Publikum gefragt gewesen. Als ein Highlight hebt die Präsidentin die Hommage an die Walliser Schriftstellerin Corinna Bille hervor, die mit Lesung, Gesang und Musik gefeiert wurde. Das Multimediafestival warte mit Medien aller Art auf, die sich auf das Thema „Berg“ fokussieren. Persönlich finde sie als Präsidentin wichtig, dass beim Publikum durch das tolle Angebot die Neugier geweckt werde, und dass die Präsentationen besondere Stimmungen vermitteln, nicht nur zwischen Buchdeckeln, sondern auch in Filmen und Konzerten. Die neue Präsidentin von „Berg Buch Brig“ im rro-Interview mit Kurt Schnidrig:

Kurt Schnidrig: Lilian Studer, neue Präsidentin bei „Berg Buch Brig“, wie sieht Ihre Bilanz zur Ausgabe 2023 des Multimediafestivals aus?

Lilian Studer: Wir durften sehr viele Leute empfangen. Besonders der Film des Fensehens Canal 9 „Paradise“ war äusserst gut besucht. Wir mussten zusätzliche Stühle bereitstellen, viele Leute mussten den Film im Stehen konsumieren. Dieses Interesse hat uns sehr gefreut. Es hat aber auch bei den französischsprachigen Lesungen erstaunlich viele Besucher*innen gehabt, das ist für Brig doch sehr erfreulich. Auch unsere Nischen-Angebote finden mit der Zeit nun ein Publikum. Das sind wir uns bereits gewohnt: Immer wieder muss man Dinge einfach mal ausprobieren und dann darf man nicht aufgeben. Erst dann wird’s auch funktionieren.

Kurt Schnidrig: Berg Buch Brig ist bereits ein traditioneller Anlass. Hatte es bei der Ausgabe 2023 auch Neues und Ungewohntes dabei?

Lilian Studer: Ich denke, die Ausgabe 2023 war besonders in dem Sinn, dass wir eine Hommage an Corinna Bille im Programm hatten. Wir haben die Walliser Schriftstellerin Corinna Bille anlässlich der Eröffnung des Festivals sehr prominent vorgestellt. Drei Künstlerinnen hatten Subthemen zur Hommage an Corinna Bille bearbeitet. Die Künstlerinnen haben sich auf Corinna Bille bezogen, begleitet auch von einem Musikprogramm mit der Sängerin Aurélie Eméry, die eine Vertonung aus der Sicht von Corinna Bille präsentierte. Anlässlich der Eröffnung war auch eine Lesung zu geniessen aus dem Corinna-Bille-Buch „100 kleine Schauergeschichten“, die erstmals in deutscher Sprache erschienen sind. Dieser Schwerpunkt zum 111. Geburtstag von Corinna Bille hat gezeigt, was „Multimedia“ alles bedeuten kann.

Kurt Schnidrig: Sie sind eine Literatin, Frau Studer, ich bin es auch, unter uns sei die Frage gestellt: Kommt die Literatur nicht doch ein wenig zu kurz in diesem Multimediafestival?

Lilian Studer: Literatur, sagen wir jetzt mal die „Literatur Literatur“, also die klassische Belletristik, das ist sicher etwas, was in „Berg Buch Brig“ nicht so stark vertreten ist, weil es ja eigentlich darum geht, Publikationen, Musik und Theater zu präsentieren, die vor allem mit dem Thema „Berg“ zu tun haben. Es geht nicht nur um das Buch, denn wenn man den Begriff „Buch“ weiter fasst, also erzählende Bücher, Sachbücher, Fotobücher etc. mit einbezieht, dann stelle ich fest, dass es tatsächlich grossartige Bücher zum Thema „Berg“ gibt. Diese Bücher „leben“ davon, dass sie über das Wort hinausgehen. Sie stellen eine Kombination dar von Text und Bild. Nehmen wir als Beispiel Emil Zopfi mit seinem biographischen Roman „Viktors letzte Fahrt“. Es ist dies die Geschichte eines Ballonfahrers und Alpinisten. Das ist eine Form von Literatur, die ganz weit über das traditionelle Verständnis von Literatur hinausgeht. Oftmals ist die Meinung zu hören, dass man Literatur zu wenig verstehe. Die Bücher, die hier vorgestellt werden, sind Bücher, die auch für ein breites Publikum verständlich sind.

Kurt Schnidrig: Zum Schluss noch eine persönliche Einschätzung von Ihnen, Frau Studer, als neue Präsidentin des Multimediafestivals „Berg Buch Brig“?

Lilian Studer: Persönlich bin ich ja schon länger dabei und stelle fest, dass ich immer wieder Entdeckungen mache. Wir zeigen hier zum Beispiel Filme, die ich wahrscheinlich sonst nirgends ansehen würde. Wir haben hier ein tolles Angebot, dass immer wieder spannende Entdeckungen erlaubt. Ich finde es sehr wichtig, dass wir unsere Neugier behalten, dass wir Dinge entdecken, die wir sonst nie entdecken würden. Das Angebot soll ermöglichen, dass ich meine ganz persönliche Neugierde befriedigen kann. Ich gehe vielleicht doch mal in einen Film, in dem die Freerider wie verrückt über die Felsen hinunterspringen. Da leide ich mit und da freue ich mich, wenn das Abenteuer gelingt. Auch „stille“ Filme finde ich sehenswert, „Val Grande“ etwa, oder auch ein Konzert mit Renaissance-Musik – einfach wunderschön!

Hören Sie das Interview mit Präsidentin Lilian Studer im Originalton. (Quelle: rro / Kurt Schnidrig)

Text, Interview, Bild und Radiosendung: Kurt Schnidrig