Bereits seit einigen Jahren geht in Leukerbad das Schreibseminar, organisiert von Fantasy-Autorin Joanne Gattlen und unter der Leitung des Germanisten Kurt Schnidrig, über die Bühne. Das eingespielte Team hat sich ein doppeltes Ziel gesetzt: Einerseits sollen Schreiblust und Schreibmotivation bei Fortgeschrittenen immer wieder aufs neue geweckt und weiter gefördert werden. Darüber hinaus soll aber auch das Handwerk des Schreibens gezielt und auf die jeweils persönlichen Bedürfnisse der Teilnehmenden ausgerichtet, auf den neusten Stand gebracht werden.
Das Schreibseminar ist explizit auf den Wunsch von Schreibenden entstanden, die sich mit eigenen Texten ins Schreibseminar begeben, verbunden mit dem Wunsch, das eigene Schreiben zu optimieren. Das Angebot richtet sich also nach den Bedürfnissen der teilnehmenden Autor*innen. Der Schreibcoach stellt entsprechend die neusten Schreibtechniken zur Diskussion, ebenso werden topaktuelle literarische Kunstmittel und Inputs vorgestellt. Von der Möglichkeit, die eigenen Texte im Schreibseminar zur Diskussion zu stellen, machen die Teilnehmer*innen sehr gerne Gebrauch. Sie erfahren im Schreibseminar zusätzlich, wie ihre Texte auf andere Schreibende wirken.
Fragestellungen, die während des Schreibseminars dieses Herbstes an konkreten Werken diskutiert wurden, sind beispielsweise: Wie lässt sich das (Weiter-)Schreiben planen? Ist es angezeigt, zuerst einen Plot (eine Handlung) zu entwerfen, oder sollte man einfach mal drauflos schreiben? Wie kann der eigene Text nicht bloss „beschreibend“, sondern zusätzlich auch noch emotional „berührend“ gestaltet werden? Und vor allem: Wie beginne ich meine Story? Mit einem Prolog oder mit einem ersten Kapitel? Gibt es den vielzitierten ersten Satz, der eine Geschichte erst so richtig in Fahrt bringt? Und wie verhält es sich mit dem Schreib-Mythos, der besagt, dass sich jede gute Story um einen einzigen (Kern-)Satz gruppiert? Und überhaupt: Wie lässt sich die Spannung über einen längeren Text hinweg aufrechterhalten? Wie hilfreich sind Erzähl-Schemata? Was ist zu tun, wenn ein Schreibstau oder eine Schreibbarriere droht? Wenn das Leben derart abenteuerlich und spannend ist, dass das Schreiben neu verortet werden muss?
Manuskripte landen nur allzu häufig in der Schublade. Das müsste nicht sein. Ein Grund dafür, dass viele gute Schreibarbeiten in der Schublade landen, ist die Tatsache, dass die eigene Motivation, zu Hause allein im eigenen Schreibstübchen, schlicht und einfach nicht ausreicht, um einen längeren Text oder gar ein Buch zu schreiben. Ein sorgfältig geplantes und professionell organisiertes Schreibseminar kann da hilfreich sein. Ein Schreibseminar lebt einerseits von den analytischen, literaturkritischen und literaturtheoretischen Ausführungen des Schreibcoaches, der spezifisch auf die noch nicht druckfertigen Werke der Teilnehmenden mit der nötigen Sensibilität und mit dem nötigen Fingerspitzengefühl eingeht. Andererseits lebt ein Schreibseminar aber auch vom sozialen Austausch unter den Teilnehmenden, die immer wieder auch für Rückmeldungen und Tipps aus der eigenen Erfahrung gut sind.
Das Schreibseminar in Leukerbad wird jeweils im Spätherbst (November) und zum Frühlingsbeginn (März) angeboten. Alle Angaben dazu sind frühzeitig auf den Internetseiten www.schnidrig-verlag.ch und www.kurt-schnidrig.ch zu finden.
Text, Bilder und Radiosendung: Kurt Schnidrig