Die Weihnachtsbotschaft neu verpackt: Salman Rushdies neuer Roman „Victory City“

Friedliche Stimmung unter dem Weihnachtsbaum – wie aber kann Frieden für alle Menschen auf Erden möglich werden? (Bild: Kurt Schnidrig)

Die Weihnachtsbotschaft neu verpackt hat Salman Rushdie in seinem neuen Roman „Victory City“. Er zeigt auf, wie Frieden auf Erden möglich werden kann: Mit Worten statt mit Waffen.

„Victory City“ ist der erste Roman, seit Salman Rushdie, der einst wegen seiner „satanischen Verse“ von Islamisten zum Tode verurteilte Schriftsteller, einen Messerangriff knapp überlebt hat. Der Roman transportiert eine Botschaft, die wundervoll in die diesjährige Weihnachtszeit passt. Krieg zwischen Russland und der Ukraine, Krieg auch im Nahen Osten zwischen Israeli und Palästinensern. Salman Rushdies Roman auf den Punkt gebracht: Frieden kann nur möglich werden mit Worten, nicht aber mit Waffen.

Die Protagonistin in Rushdies Roman heisst Pampa Kampana. Sie transportiert die Friedensbotschaft: Mit Worten kann möglich werden, was mit Waffen nicht gelingt Der Roman ist ein Plädoyer für die Macht des Erzählens und der Poesie. Der Roman spielt im Indien des 14. Jahrhunderts. Die Romanstory beginnt mit einer Prophezeiung: Ein achtjähriges Mädchen, Pampa Kampana, fühlt in sich die Kraft und die Macht, eine ganze Stadt zu gründen. Aus einer Handvoll Samen erschafft sie Victory City. Nach der Gründung der Stadt hat sie das Bedürfnis, die Geschichte der Stadt niederzuschreiben.

In der Frankfurter Paulskirche wurde heuer der Friedenspreis des deutschen Buchhandels an Salman Rushdie übergeben. (Foto: Kurt Schnidrig)

Die Story mutet märchenhaft an, dieser erste Eindruck jedoch täuscht, denn Salman Rushdie packt auch konkrete Anliegen in die Romanhandlung mit hinein. Dabei sticht ein feministisches Anliegen heraus: Die Protagonistin Pampa Kampana ist eine weibliche Stadtgründerin, als junge Frau verfügt sie über den Samen, aus dem später eine ganze Stadt entsteht. Mauern, Häuser und Paläste erheben sich aus der braunen Erde. Aus den Samen wachsen jedoch nicht nur Bauwerke, sondern auch Menschen.

Eine junge Frau mit dem Samen für eine Stadtgründung mit allem drum und dran: Das ist ein grossartiger feministischer Impuls, und dies mit gutem Grund. Pampa Kampana musste als Kind miterleben, wie ihre Mutter auf dem Scheiterhaufen den Flammentod erlitt. Nicht genug damit: Selbst ist Pampa Kampana in der Abgeschiedenheit einer Höhle von einem Einsiedler missbraucht worden.

„Wir müssen jetzt handeln, damit ein neues Reich entsteht, damit die Stadt des Sieges, damit Victory City, über das Land herrschen und dafür sorgen kann, dass es nie wieder ein Gemetzel gibt.“

Pampa Kampana in: „Victory City“

Friede mit Worten, nicht mit Waffen – wie kann das möglich werden? Der Roman lässt eine einzige mögliche Antwort zu: Durch die Macht des Erzählens! So ist denn auch das Erzählen das Zentrale in Salman Rushdies Werk. Er erzählt von den Gefahren, die der religiöse Fanatismus mit sich bringt. Er erzählt aber auch von der Migration und von der Stärke einer gelebten Solidarität unter Frauen.

Salman Rushdie beschwört uns in seinem Roman, dass Frieden einzig mit Worten möglich werden kann und niemals mit Waffen. „Worte sind die einzigen Sieger“ schreibt Salman Rushdie in „Victory City“. Es ist dies ein wichtiger Roman, ein Roman voller Weisheit und voll von gelebten und erlebten Erfahrungen. Wovon das Buch auch erzählt: Der Geist eines schreibenden Menschen lässt sich nicht besiegen. So gesehen, ist „Victory City“ auch ein Roman über das Siegen, ein Roman auch über das Gewinnen.

Text, Bilder und Radiosendung: Kurt Schnidrig