Wie sich Schülerinnen der Fachmaturität Pädagogik auf die Erzählnacht vorbereiten

Das Erzählen im Schulzimmer erfordert viel Übung, Kreativität und Ideenreichtum. Im Bild: Erzählnacht mit Schülerinnen der Fachmaturität Pädagogik im Schulhaus Naters. (Foto: Kurt Schnidrig)

Die Schülerinnen der Fachmaturität Pädagogik der OMS Brig bereiten sich seit Jahren auf das Erzählen während der jährlichen Erzählnacht vor. Der zweite Freitag im November, die Schweizer Erzählnacht, ist bereits seit langem der Höhepunkt einer zweimonatigen Vorbereitung auf das praktische Erzählen. Seit Schulbeginn stehen den Fachmaturand*innen durchschnittlich zwei Wochenstunden zur Verfügung, um sich auf ihren Auftritt vorzubereiten.

700 Veranstaltungen an der Schweizer Erzählnacht 2023. Damit führen die Schülerinnen der Fachmaturität Pädagogik auch eine Tradition fort, die vor bald einmal dreissig Jahren im damaligen Lehrerseminar des Instituts St. Ursula begonnen hatte, zuerst in Form einer Märchennacht, ab den frühen 1990er Jahren dann als Schweizer Erzählnacht. Mittlerweile hat das kreative Leseförderungs-Projekt aus dem Oberwallis alle vier Landesteile der Schweiz erobert.

Koordiniert vom Schweizerischen Institut für Kinder- und Jugendmedien SIKJM in Zusammenarbeit mit Bibliomedia Schweiz und UNICEF Schweiz und Liechtenstein, nahmen Tausende Kinder, Jugendliche und Erwachsene auch dieses Jahr wieder daran teil. Sie kamen in den Genuss des Geschichtenerzählens und gemeinsamen Lesens und Vorlesens. Die Schweizer Erzählnacht gehört zu den grössten Kulturanlässen der Schweiz. Unter dem diesjährigen Motto „VIVA LA MUSICA“ hatten wieder viele Schulen, Bibliotheken, Buchhandlungen, Gemeinschaftszentren und andere Institutionen in der ganzen Schweiz eingeladen.

Im Schulhaus Naters waren Joy, Jessica, Lynn und Geraldine als Erzählerinnen zu erleben. Entsprechend dem Jahresmotto hatten sie sich gründlich, kreativ und originell auf die Erzählnacht vorbereitet. Im Interview blicken sie auf die lange Vorbereitungszeit zurück und erklären, was alles es braucht, damit eine Erzählnacht zu einem grossartigen Erlebnis für alle wird.

Joy und Jessica von der Fachmaturität Pädagogik blicken zurück auf ihre Vorbereitung und auf ihren Auftritt als Erzählerinnen. (Quelle: rro / Kurt Schnidrig)
Lynn und Geraldine von der Fachmaturität Pädagogik blicken zurück auf ihre Vorbereitung und auf ihren Auftritt als Erzählerinnen. (Quelle: rro / Kurt Schnidrig)

Im Oberwallis hat das Erzählen eine lange Tradition. Früher gingen die Oberwalliserinnen und Oberwalliser an den langen Winterabenden zu „Abusitz“. Und heute? Wie die Schülerinnen der Fachmaturität Pädagogik berichten, bereiten sie sich fast ein Semester lang auf die Erzählnacht vor. Das ist auch wichtig und nötig. „Wir haben das Erzählen verlernt, weil wir nichts mehr sehen und hören. Alle haben Stöpsel in den Ohren und starren auf ihr iPhone“, schreibt der Mundart-Dichter Pedro Lenz. Die technologische Entwicklung gestaltet unser Leben je länger je effizienter und funktionaler. Aber was bedeutet unser Mensch-Sein wirklich? Es bedeutet auch: Sich der Fantasie hingeben und in die Anderswelt der Geschichten abtauchen. Statt der sozialen Netzwerke wieder vermehrt direkte Kontakte und die Nähe zu den Mitmenschen suchen. Den Mitmenschen zuhören, was sie uns zu erzählen und zu berichten haben. Das Erzählen neu entdecken und wieder neu lernen.

Text, Bild und Radiosendung: Kurt Schnidrig