Liliane Studer freut sich über die zahlreichen begeisterten Besucherinnen und Besucher. Im Interview erklärt sie, wie umfassend das Medium Buch multimedial wahrgenommen werden kann. Mit dem Format „Der wilde Abend“ sei es zudem gelungen, eine Türe zu den jungen Generationen aufzustossen. Vor allem auf personellem Gebiet sucht der Vorstand nach Verstärkung. Liliane Studer zog gegenüber Radio Rottu Oberwallis eine äusserst positive und optimistische Bilanz.
Kurt Schnidrig: Liliane Studer, Präsidentin des Multimediafestivals BergBuchBrig, in den vergangenen Tagen durfte ich einige der Präsentationen und auch die Ausstellung von Berg Buch Brig besuchen. Dabei habe ich festgestellt: Randvolle Säle, die meisten Anlässe bis auf den letzten Platz besetzt. Darf ich Ihnen zu diesem Publikumserfolg gratulieren?
Liliane Studer: Wir sind sehr zufrieden. Tatsächlich hatten wir sehr viele Besucher:innen. Erfreulicherweise waren auch junge Leute darunter, die den Weg zu uns gefunden haben. Es wurden auch Geschichten präsentiert, die man in dieser Form bei uns noch nie gehört hatte. Das Publikum zeigte viel Begeisterung. Viele positive Rückmeldungen wurden uns zugetragen. Rückmeldungen auch zu unbekannten Themen, zum Beispiel eine Rückmeldung zum Film, wie die Tibeter Wasser aus dem Eis machen, damit sie sommers über genug Wasser haben. Solche ganz besonderen Entdeckungen kann man hier bei BergBuchBrig machen. Im Kino sind sie in dieser Art und Weise nicht möglich.
Liliane, du sprichst von Filmen, wir durften auch Konzerte hören und vieles mehr, also echt „multimedia“. Als Literat sei mir die Frage erlaubt: Kommt das Literarische nicht etwas zu kurz in diesem Multimedia-Festival?
Das Medium „Buch“ umfasst viel mehr als nur Literatur. Besonders im Bereich des Themas „Berge“ gibt es viele Wanderbücher, Tourenbücher, Bildbände etc. Wir haben „Buch“ nie nur als „Literatur“ verstanden. Bei uns ist das Medium Buch sehr umfassend. Persönlich finde ich, dass wir in diesem Jahr ein gutes Angebot an Büchern präsentieren konnten. Das Angebot umfasst mehrere Romane, aber auch Biographien. Ich denke dabei an die spannende Biographie von Elisabeth Joris, die soeben mit dem Walliser Kulturpreis ausgezeichnet worden ist. Heute ist die Trennung zwischen Sachbüchern, biographischen Texten und Essays viel flüssiger. Es gibt heute auch viele Sachbücher, die viel Wert darauf legen, dass sie sprachlich gut geschrieben sind. Ich denke beispielsweise an das Werk von Ina Boesch, die uns mitnimmt in den Geschichten-Reichtum von Avers. Oder ich denke an Hanspeter Müller-Drossaart, der selber Lyrik schreibt und diese dann auch umsetzt in seinen Theaterstücken oder auch in seinen musikalischen Veranstaltungen. „Multimedia“ heisst ja auch, dass ein Text als Grundlage mit Musik, Theater oder Film weitergeführt wird. Ich denke da auch an den sehr schönen Dok-Film von Wilfried Meichtry über Maurice Chappaz. Sehr eindrücklich war die Lebendigkeit dieses alten Mannes Chappaz und die Kraft, die er ausgestrahlt hatte. Dies alles war im Film vermischt mit einer Portion Schalk, sowas hat mir unglaublich gut gefallen.
Auch die jungen Leute haben sich eingefunden bei BergBuchBrig. Hat der „wilde Abend“ dazu beigetragen, die jungen Leute zu mobilisieren?
Davon bin ich überzeugt. Mit dem Format „Wilder Abend“ ist es uns gelungen, eine Türe aufzustossen zu den jüngeren Generationen. Wir haben zwei junge Menschen ausgewählt, die das Programm für den „Wilden Abend“ gestalten durften, sie haben gewissermassen eine „carte blanche“ von uns bekommen. Die Jungen kennen sich in dieser Szene besser aus, sie wissen, was ankommt, was neu und aktuell ist. Ich finde es wichtig, solche Fenster zu öffnen, man kann auf diese Art und Weise Menschen erreichen, die vielleicht nicht unbedingt an eine klassische Lesung gekommen wären. Vielleicht fangen einige von ihnen Feuer und besuchen auch noch andere Veranstaltungen.
Werfen wir nun noch einen Blick in die Zukunft. Gibt es trotzdem noch dieses oder jenes, was dir wichtig wäre, was du auf dem Herzen hast, was du dir noch wünschst?
Was wir uns wünschten? Das Geld, das Finanzielle, stellt uns jedes Jahr wieder vor eine grosse Herausforderung. Persönlich bin ich ja nun auch schon etwas älter, deshalb habe ich auch einen langen Atem und ich weiss: Man darf niemals aufgeben! Wenn wir noch 1-2 Mitarbeitende dafür begeistern könnten, wären wir sehr glücklich darüber. Andreas Weissen, unser Festivalleiter, stellt nun schon seit der ersten Ausgabe das Programm zusammen. Er kommt nun auch allmählich in die Jahre. Er hat bereits angekündigt, dass er uns nicht mehr sehr lange zur Verfügung stehen wird. Die grösste Herausforderung besteht darin, diese wichtigen Fragen anzugehen. Persönlich bin ich aber zuversichtlich, dass wir einen guten Weg finden werden.
Vielen herzlichen Dank, Liliane Studer, Präsidentin von BergBuchBrig, und Gratulation zur gelungenen Austragung des diesjährigen Multimediafestivals.
Dieser Beitrag ist auch im „Walliser Bote“ und im Online-Portal von pomona.media erschienen.
Text, Bild und Radiosendung: Kurt Schnidrig