
Über 45 Millionen Bücher hat der Autor Yuval Noah Hariri bereits verkauft. In seinem neusten Werk „Nexus“ warnt er vor der Macht der Künstlichen Intelligenz. Er möchte der KI-Revolution in der politischen Debatte mehr Aufmerksamkeit verschaffen.
Wer den Autor Hariri aufgrund seiner bisherigen Werke kennt, der weiss, dass er die KI-Revolution nicht nur theoretisch abhandeln möchte, nein, Hariri ist ein Geschichtenerzähler. In diesem Fall erzählt er die „Geschichte der Informationsnetzwerke“, und zwar von der Steinzeit bis zur künstlichen Intelligenz, von A bis Z also.
Was Hariri in seiner Geschichte der Informationsnetzwerke vor allem zeigt, ist dies: Technologie ist kein Garant für gesellschaftlichen Fortschritt. Dies zeigt Hariri eindrücklich am Beispiel der Erfindung des Buchdrucks.
Eigentlich ist der Buchdruck ein revolutionäres Instrument, um Information und Wissen zu verbreiten. Der Buchdruck ist aber auch verantwortlich für zahlreiche Katastrophen. So hat man im Mittelalter beispielsweise den „Hexenhammer“ gedruckt und verbreitet, einen Ratgeber zum Thema Hexerei.
Der „Hexenhammer“ hat in Europa die Hexenverfolgungen ausgelöst. „Die Druckerpresse spielte eine entscheidende Rolle bei der raschen Verbreitung einer weltweiten Verschwörung“, schreibt Hariri.
Das Beispiel des „Hexenhammers“ erinnert an das Internet und an die sozialen Medien unserer Tage. Auch hier stand primär die ursprüngliche Idee im Raum, die Menschheit im Guten zu vernetzen und Wissen frei zugänglich zu machen. Heutzutage seien diese Medien jedoch vor allem ein Umschlaggplatz für Hass und Verschwörungstheorien, schreibt Hariri.
„Neuartige Technologien enden oft in historischen Katastrophen, nicht weil die Technologie von Natur aus schlecht ist, sondern weil die Menschen erst mit der Zeit lernen, sie vernünftig zu nutzen.“ (Aus: „Nexus“ von Yuval Noah Hariri)
Auch das katastrophale Potenzial von Künstlicher Intelligenz dürfen wir nicht unterschätzen, warnt Hariri. Vor allem bereitet dem Autor die rasante technologische Entwicklung grosse Sorgen. In ihrer Entwicklung hätten Computer die Strecke von der Amöbe bis zum T-Rex innerhalb von einem Jahrzehnt zurücklegen können, rechnet Hariri vor, und er fragt: „Wenn jetzt KI die Amöbe ist, wie wird dann erst der T-Rex aussehen?“
Yuval Noah Hariri kommt in seinem Buch „Nexus“ zum Schluss: Es ist höchste Zeit für eine politische Debatte darüber, wie wir KI, die neuen T-Rexes, zähmen wollen.
Yuval Hariri, geboren 1976, ist Professor für Geschichte an der Hebrew University of Jerusalem. Sein Buch „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ wurde bei seinem Erscheinen weltweit ein Nr. 1-Bestseller.
Text, Bild und Radiosendung: Kurt Schnidrig