
Was ein richtiger Bücherwurm oder eine echte Leseratte ist, denkt sich zum Gelesenen eigene Geschichten aus und schreibt sie auf. Wer von einem Buch oder von einer Figur derart begeistert ist, gibt sich mit dem Lesen noch nicht zufrieden, der will die Story weiterschreiben. So ensteht „Fan-Fiction“.
Klassische Beispiele für den Literaturtrend „Fan-Fiction“ liefern beispielsweise die Harry-Potter-Fans. Sie erfinden neue Abenteuer, die sich in der Zauberschule „Hogwarts“ abspielen.
Viele ältere Lesebegeisterte haben auch schon die Geschichten von Karl May weitergeschrieben, die Geschichten von Winnetou und von Old Shatterhand fortgesetzt. Bis heute sind die Romane von Karl May am häufigsten weitergesponnen worden.
Auch die Fifty Shades of Gray-Reihe ist ursprünglich als Fan-Fiction entstanden, und zwar für die Jugendromanserie „Twilight“.
Ein grandioses Beispiel für „Fan-Fiction“ haben die OS-Schülerinnen und OS-Schüler von Leukerbad im vergangenen Schuljahr geliefert. „Ein Tag mit James“ – so heisst ihr Schulhaus-Roman, den die Jugendlichen zusammen mit ihrem Schreibcoach Rolf Hermann verfasst haben.
Wir alle wissen: Der amerikanische Schriftsteller James Baldwin hielt sich im Jahr 1951 in Leukerbad auf. Aber war das wirklich 1951? War das nicht gerade erst vergangene Woche? Oder vielleicht sogar erst gestern? Hier beginnt die „Fan-Fiction“ der jungen Leukerbadner Autorinnen und Autoren. In ihrem Buch darf James Baldwin noch einmal ins Leukerbad von heute zurückkehren.
Im Schulhausroman trifft James Baldwin bei seiner Rückkehr nach Leukerbad auf eine Gruppe von Jugendlichen, die ihm zeigen, wie man heute so lebt in ihrem Dorf. In ihren Texten überlegen sich die OS-Schülerinnen und OS-Schüler, was alles sie mit dem berühmten Autor in Leukerbad unternehmen könnten.
Mit James Baldwin skifahren gehen? Oder vielleicht mit James hoch zu Pferd einen Ausritt wagen? Oder hat James womöglich Lust auf ein Fondue oder auf einen Cheeseburger? Der Schulhausroman gerät derart zu echter „Fan-Fiction“. Wer James Baldwin, wer Leukerbad und die 9. Klasse OS kennenlernen möchte – unbedingt das Büchlein „Ein Tag mit James“ lesen!
Die Schweizer Literaturszene ist auf den neuen Literatur-Trend „Fan-Fiction“ bereits aufmerksam geworden. Ein neues Literatur-Magazin mit dem Titel „DANKE“ widmet sich dem verrückten literarischen Genre, der Fan-Fiction, und lädt Schreibende ein, ihre eigene Fan-Fiction zu verfassen.
Die Herausgeber von „DANKE“ wollen nicht nur zum Lesen animieren, sondern auch noch zum Weiterschreiben. In seiner aktuellen Ausgabe lädt das Magazin dazu ein, eine eigene Fan-Fiction, ausgehend von Johanna Spyris Heidi-Büchern, zu schreiben. Mit Spannung und etwelcher Neugierde kann die Heidi-Fan-Fiction in der nächsten Ausgabe von „DANKE“ nachgelesen werden.
Den Beitrag über „Fan-Fiction“ hören Sie am Sonntag, 2. Februar in der Sendung Literaturwelle von Radio Rottu Oberwallis.
Text, Bild und Radiosendung: Kurt Schnidrig