
180 Mitwirkende stehen beim Tanztheater „Aladdin“ vom 21.-23. März auf der Kollegiumsbühne Brig (Regie: Jeannette Salzmann; Story und Text: Kurt Schnidrig).
Story und Text werden für ein Tanztheater ganz besonders verfasst, denn die Tänzerinnen erzählen die Geschichte von Aladdin fast ausschliesslich vermittels ihrer Körpersprache.
Entsprechend der körpersprachlichen Möglichkeiten gilt es, eine dazu passende Story zu schreiben. Jede Literaturvorgabe für ein Tanztheater wird deshalb vom Original abweichen. Allzu Wortlastiges muss optisch Sichtbarem weichen.

Aus diesem Grund wird das Publikum das Stück „Aladdin“ auf der Kollegiumsbühne gewissermassen als Premiere erleben. Im Vorfeld ging es darum, einen eigenen Plot zu schreiben, eine Handlung, die sich vertanzen lässt, und die nur wenige Wortbeiträge erfordert.
Tanzen zu Musik und Sprache
Die Stimme eines Erzählers braucht es trotzdem. Der Erzähler sorgt dafür, dass für das Publikum auch jene Stellen der Story verständlich bleiben, die sich nun mal nicht vertanzen lassen. Für das Tanztheater „Aladdin“ haben wir uns dazu etwas Besonderes einfallen lassen.
Stand der Erzähler bei bisherigen Aufführungen meist selbst auf der Bühne, haben wir für das diesjährige Tanztheater „Aladdin“ auf der Kollegiumsbühne sowohl die Musik als auch die Erzählstimme aufgenommen.

Die Erzählstimme wird lediglich über die Lautsprecher hörbar. Und das Besondere: Die Tänzerinnen „vertanzen“ die Erzählstimme. Sie tanzen zur Sprachmelodie während des Erzählens.
Spricht man von Sprachmelodie, so wird der Fokus auf die Intonation als sprachliche Eigenschaft gelegt. Die Intonation beruht auf dem Zusammenwirken von: Akzent (auch Betonung), dem Tonhöhenverlauf und der Pausengliederung. Spricht man von Satzmelodie, so ist der Tonhöhenverlauf eines Satzes gemeint.
Ein Erzähler bedient sich zumeist der Stimmführung. Diese wird dann wichtig, wenn er aus der Perspektive von Figuren erzählt. Ein Tiger beispielsweise „spricht“ anders als ein Flaschengeist.
Viel zu wenig tragen wir dem Umstand Rechnung, dass nicht nur die Musik, sondern auch die Sprache eine Melodie hat. Ein zusätzlicher Vorteil dieser Technik ist, dass das Tanztheater an Dynamik gewinnt und der Fluss des Tanzes nicht unterbrochen wird.

Insbesondere bei einem orientalischen Märchenstoff wie Aladdin, assoziiert die vertanzte Stimmführung die Märchenerzähler auf den orientalischen Basaren, die das Publikum auch mit Hilfe ihrer melodiösen Stimme in ihren Bann ziehen.
Ein Lehrstück
Die Geschichte von Aladdin ist ein Lehrstück, das auch bestens in die heutige Zeit passt. Aladdin ist die Hauptfigur im orientalischen Märchen Aladdin und die Wunderlampe. Das Märchen gehört in die Geschichtensammlung Tausendundeine Nacht.
Die Geschichte von Aladdin erinnert uns daran, dass wir die Fähigkeit haben, unser Schicksal zu gestalten und unsere Träume zu verwirklichen, wenn wir bereit sind, an uns selbst zu glauben. Dafür aber müssen wir unser Schicksal selbst in die Hand nehmen und für unsere Träume kämpfen.

Die Geschichte von Aladdin macht Mut, sich den eigenen Ängsten zu stellen und sich selbst treu zu bleiben. Bekannt geworden ist Aladdin als Disneyverfilmung oder auch als Musical. Nun also ist Aladdin auch als Tanztheater zu erleben, aufgeführt von A+O Tanz. Das Tanztheater Aladdin geht am 21./22./23. März über die Kollegiumsbühne Brig.
Das sagen die Tänzerinnen:
Was sagen die die Tänzerinnen Aline Zeiter, Giolina-Sophia Abatemarco, Jael Fux, Maja Nogal und Simrah Henroo? Was fasziniert die jungen Frauen an einem literarischen Tanztheater? Wie tanzt man nicht nur zu Musik, sondern auch zu den Worten und Sätzen des Erzählers? Was ist das Herausfordernde am Tanztheater „Aladdin“? Warum hat das Lehrstück aus der Geschichtensammlung von Tausendundeinernacht auch heute noch einen aktuellen Bezug?
Aline Zeiter tanzt die Hauptrolle des Aladdin. „Ich kann mich gut in die Rolle einfühlen“, sagt sie, „weil ich aber eine Frau bin, ist es naturgemäss nicht ganz leicht, einen Mann auf der Bühne darzustellen. Da kann ich jedoch auch von meiner Routine profitieren. Ein Highlight für mich ist die getanzte Szene, in der Aladdin zum Prinzen gekrönt wird. Was meine Zukunft angeht? Es ist mein Traum, eine professionelle Tänzerin zu werden. Später möchte ich in einer Tanzcompagnie tanzen.“
Giolina Sophia Abatemarco tanzt und spielt die Rolle des Ginny, des Flaschengeistes. Ginny ist der beste Freund von Aladdin. Giolina Abatemarco sagt, dass sie auch sehr gut zu Worten tanzen könne: «Es gibt sicher einen Unterschied zwischen Musikmelodie und Sprachmelodie, aber so gross ist dieser Unterschied nun auch wieder nicht.» Auf die Frage, wie schwierig es sei, als Flaschengeist zu tanzen, sagt sie: «Sobald ich erfahren habe, dass ich Ginny, den Flaschengeist aus «Aladdin» spielen darf, habe ich versucht, mich möglichst gut in die Rolle hineinzuversetzen. Sicher braucht es für die Rolle des Ginny andere Bewegungen, denn ein Geist bewegt sich nun mal anders als ein Wesen aus Fleisch und Blut.“
Jael Fux spielt und tanzt zum ersten Mal auf der Bühne. Dennoch hat sie es bereits ins Förderprogramm geschafft. Sie findet die Aladdin-Story „mega mega toll! Ich habe bereits den Film dazu als kleines Kind mit 6-7 Jahren sehr gerne gesehen. Einfach cool!“ Für sie ist das Tanzstück als Ganzes ein Highlight. Nebst vielen anderen Tanzstilen gilt es auch, die Ballettschuhe zu schnüren: „Auf Spitzenschuhen zu tanzen und das Gleichgewicht zu behalten wie in einem klassischen Ballett, ist doch recht herausfordernd.“
Maja Nogal spielt und tanzt eine alte Frau, eine Bettlerin, die Aladdin mit der Wunderlampe den Weg weist. Zur Story meint sie: „Ich finde das Stück sehr gelungen, eine grossartige Idee für ein Tanzstück. Die Geschichte erlaubt es, sehr viele verschiedene Tänze auf die Bühne zu bringen. Ich finde, Aladdin ist eine sehr wertvolle Geschichte und sie sollte auch in heutiger Zeit erhalten bleiben.“ Und auch heute noch könne man viel aus der Aladdin-Geschichte lernen: „Ich finde, man sollte niemals versuchen, die Menschen mit Macht zu sich zu holen. Vielmehr sollten wir den Menschen Treue und Liebe zeigen.“ Und wie findet sie es, zu einem Text zu tanzen? „Besonders gefallen mir die romantischen Texte, die sich zauberhaft vertanzen lassen. Ich finde, es ist toll, nicht nur zu Musik, sondern auch zu einem Text, Spruch oder Gedicht zu tanzen. Dabei lassen sich wunderbar die eigenen Gefühle heraustanzen.“
Simrah Henroo spielt und tanzt die Dienerin Dalia, die sich in den Dschinni verliebt. Sehr speziell und spannend findet sie, dass in Aladdin verschiedene Geschichten vorkommen, nette, böse und liebe. Um das alles tanzen zu können, brauche es viel Übung: „Ich tanze jede Woche. Es sind rund 14 Stunden in der Woche, die ich für das Projekt Aladdin einsetze. Aber es bereitet mir viel Spass“, sagt sie, und spricht damit wohl allen ihren Kolleginnen und Kollegen aus dem Herzen.

Text, Bilder, Interviews und Radiosendung: Kurt Schnidrig