Eine grosse (weibliche) Lesergemeinde wartet jeden Herbst sehnlichst auf den neuen „Nicolas Sparks“. Nun ist es wieder mal so weit. Die Herbst-Geschichte 2021 heisst „Mein letzter Wunsch“. Ein typischer Nicolas-Sparks-Roman, gestrickt nach dem üblichen Muster „Erlösung durch Liebe“. Altbewährt und doch immer wieder aufs Neue gefragt, die Sparks-Storys mit Protagonistinnen und Protagonisten, die aus Krankheit, Krieg und anderen Kalamitäten flüchten und Erlösung finden in einer grossen Liebe. Dramaturgisch bewegen sich die Sparks-Leserinnen in einer sicheren Welt. Es kommt fast immer so heraus, wie man es sich erhofft und erträumt.
„Mein letzter Wunsch“, so ist die neuste Sparks-Story betitelt. Die Protagonistin heisst Maggie, sie ist gerade mal 16 Jahre jung und ungewollt schwanger geworden. Maggies Eltern sind ob der ungeplanten Schwangerschaft entsetzt und schicken ihre Tochter zu einer Tante auf eine einsame Insel in North Carolina. Weitab von Verwandtschaft und Bekanntschaft soll Maggie ihre ungewollte Schwangerschaft austragen, das Kind möglichst unbemerkt zur Welt bringen und dann möglichst umgehend und in einer Nacht-und-Nebel-Aktion zur Adoption freigeben. Für die junge Frau Maggie ist das eine Katastrophe. Ihr noch junges Leben erscheint ihr sinnlos und trostlos.
„Erlösung durch Liebe“, das bewährte Nicolas-Sparks-Motiv sticht erneut, einer letzten Trumpfkarte in einem abgekarteten Spiel gleich. Maggie macht die Bekanntschaft des jungen Lehrers Bryce, der ist zwar erst 17, aber vor allem ist er einfühlsam und intelligent zugleich. Es kommt, wie es nach altbewährter Sparks-Manier kommen muss. Bryce verliebt sich Hals über Kopf in Maggie. Zwar dauert es schon noch ein Weilchen, bis sich Maggie ihm gegenüber öffnen kann (Momente der letzten Spannung in jeder Sparks-Story!), doch dann verbringen die Beiden eine unvergessliche Zeit miteinander. Ob es reicht für ein Happy End? Nicolas-Sparks-Leserinnen dürften bereits gewarnt sein. Allzu oft schon gab es zu guter Letzt Taschentuch-Alarm. Lesen!
Der Ich-Erzähler in einem Roman ist grundsätzlich nie der Autor. Es sei denn, der Autor würde sich selbst als Ich-Erzähler outen. Somit würde das literarische Werk einen autobiographischen Charakter erhalten. Im Kontext zum soeben erschienenen Roman „Mein letzter Wunsch“ hat sich Nicolas Sparks erstmals zu autobiographischen Einsprengseln in seinen Erfolgs-Storys geäussert. Er schreibe so erfolgreich Liebesgeschichten, weil seine erste Liebe so ungemein erfolgreich gewesen sei, lässt sich Sparks zitieren. Mit seiner Familie lebt der Schriftsteller in North Carolina, dort, wo auch die meisten seiner Romane sich abspielen. Fünf Kinder hat ihm seine Frau Cathy bereits geschenkt, drei Buben und zwei Töchter. Die Namen seiner Kinder tragen auch immer wieder die Protagonistinnen und Protagonisten in den Nicolas-Sparks-Romanen. Sogar nach seiner Frau Cathy ist eine Romanfigur benannt.
Eine Erfolgsmixtur mit Wermutstropfen? Liebe, schicksalshafte Wendungen und Intrigen auf autobiographischem Hintergrund – das sind die Bausteine der Nicolas-Sparks-Erfolgsgeschichten. Erfolgsgeschichten, die oftmals nicht mit einem gloriosen Happy End in Hollywoodscher Manier schliessen. Der Autor als Ich-Erzähler? Kürzlich hat sich Nicolas Sparks von seiner Frau Cathy getrennt.
Text, Bild und Radiosendung: Kurt Schnidrig