Bewegt hat uns alle ganz allgemein die Faszination am Schreiben, und dies gerade auch bei jungen Autorinnen und Autoren. Die Jugend hat mit BookTok eine sensationelle Rückkehr des Buches auf der Social Media Plattform Tik Tok feiern können.
Dazu beigetragen haben auch die jugendlichen Superstars wie Taylor Swift, die für ihre Fans, für die Swifties, weltweit enorm viel Lesestoff generiert hatte. Für junge Erwachsene hat sich das Genre „New Adult“ etabliert, ein Subgenre des Liebesromans.
Jugendliche Autorinnen und Autoren wie Benedict Wells oder Caroline Wahl haben mit ihren Romanen über das Erwachsenwerden, mit sogenannten Coming-of-Age-Romanen, ein breites Publikum erreicht und die Bestenlisten im Sturm erobert.
Der Roman „Windstärke 17“ dreht sich um prekäre Kindheitserfahrungen. Die Autorin Caroline Wahl zeigt, wie sich eine junge Frau freischwimmt aus einem verkorksten Elternhaus und wie sie in ihrem Leben neu Fahrt aufnimmt, wie sie ankämpft gegen Stürme und Wellen, die ihr in ihrem noch jungen Leben entgegenschlagen.
Sie sind fasziniert von unseren Dialekten und forschen beim Wörterbuch der Schweizerdeutschen Sprache: Gabriela Bart und Sandro Bachmann, beide mit Oberwalliser Wurzeln. Ein Besuch beim Idiotikon in Zürich legte die Bedeutung der Sprachforschung auch für den Literaturbetrieb offen.
Alt-Bundesrat Alain Berset gab im Buch „Der Berset-Code“ hilfreiche Ratschläge für mehr Widerstandsfähigkeit in Krisensituationen. Der Untertitel des Buches lautet: „Die Resilienz-Strategien von Alain Berset“. Resilienz bezeichnet die psychische Widerstandskraft und die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne bleibende Schäden zu überstehen. In der Psychologie wird Resilienz definiert als Fähigkeit zu Belastbarkeit und innerer Stärke.
In den Schulen haben Lektüren zu schwierigen Themen wie Mobbing, Identität und Resilienz einen wichtigen Beitrag zu einer gesunden Lebensführung leisten können.
Aufstehen. Weitergehen. Nie die Hoffnung aufgeben. Silvia Eyer begegnete kritischen Fragen mit einer klaren Botschaft, die sich auch in ihrem Buch „Zurück im Leben“ wiederfindet. 147 Drogentote führt das Statistische Amt der Schweiz für das Jahr 2021 auf. 15996 Personen haben sich aufgrund ihres Opioidkonsums in eine Substitutionsbehandlung mit Methadon begeben. Wenn Silvia Eyers Buch auch nur eines dieser Schicksale zu mildern imstande ist, hat es ein wichtiges Ziel erreicht.
Das autobiographische Schreiben hat eine grosse Leserschaft angesprochen. Dies beweist auch der Schweizer Buchpreis, der im Theater Basel an Zora del Buono verliehen wurde. Sie hat sich als Erzählerin auf die Suche gemacht nach dem Mann, der ihren Vater auf dem Gewissen hat. Auf regionaler Ebene sorgte das autobiographische Schreiben von Wilfried Meichtry und von Brigit Marti für gut besuchte Vernissagen.
Die gebürtige Visperin Brigit Marti hat sich in einem Literaturseminar der Schnidrig Verlag GmbH in Leukerbad von der Lyrikerin zur Novellenschreiberin gewandelt. Eine magische Nacht soll bei der Entstehung ihrer Novelle eine entscheidende Rolle gespielt haben. Nun hat sie ihr neuestes Werk an einer Vernissage im Briger Hotel de Londres vorgestellt. Songwriter Jean-Marc Briand umrahmte die Feier mit einfühlsamen Liedern.
Seit 25 Jahren schreibt Wilfried Meichtry. Hatte er sich bis anhin mit gut recherchierten Romanen und Sachbüchern einen Namen geschaffen, verarbeitet er nun in seinem neuen Buch auch einen eigenen Stoff aus früheren Zeiten.
Zu seinem 100. Geburtstag begab sich das Int. Literaturfestival Leukerbad auf eine denkwürdige Spurensuche nach ihrem einstigen Dorfbewohner. Teju Cole sprach in Leukerbad über seine Beziehung zu James Baldwin und mit Miriam Mandelkow unterhielten wir uns über ihre Neuübersetzungen von James Baldwins Werken.
Aufgrund der Unwetterkatastrophen waren „Klima-Romane“ plötzlich wieder topaktuell. Autorinnen und Autoren haben sich dem „Nature Writing“ verschrieben, dem naturbezogenen Schreiben also. Mit ihren Büchern sagten sie den Kampf an gegen die Zerstörung unserer Umwelt.
Die Unwetterkatastrophen und Überschwemmungen bewegten auch Literatinnen und Literaten. In der Literatur hat sich dazu auch ein besonderes Genre entwickelt, das sogenannte „Nature Writing“. Ein Beispiel dafür ist das Buch „Zugunruhe“ des Schweizer Autors Levin Westermann.
Im Sog des „Nature Writing“ gewannen insbesondere die Romane von Charles Ferdinand Ramuz wieder an Popularität und Aktualität. Dazu gehören etwa „Wenn die Sonne nicht wiederkäme“, „Die grosse Angst in den Bergen“ und „Der Bergsturz von Derborence“.
Der Roman „Die grosse Angst in den Bergen“ gilt als das Hauptwerk des Westschweizer Schriftstellers Charles Ferdinand Ramuz (1878-1947). Ramuz hatte sich damals von einer alten Walliser Sage inspirieren lassen.
Obschon vor Jahrzehnten geschrieben, sind die Themen des Romans wieder von brennender Aktualität. Erderwärmung, Überschwemmungen und Bergstürze prognostiziert Ramuz in seinem Roman, jedoch ohne je den moralischen Zeigefinger zu erheben.
Nach dem katastrophalen Unwetter-Frühjahr nun gute Unterhaltung, Spass und herzhaftes Volkstheater gefällig? In Seftigen bei Thun erwartete eine bestens aufgestellte Theatertruppe unter der Regie von Kurt Schnidrig und Therese Wüthrich Kislig ein zahlreiches Publikum.
Authentische und lebensechte Berichte aus den Krisengebieten unserer Welt waren gefragt. Beispielsweise „Live aus der Ukraine“ der Reporterin Luzia Tschirky oder „Nicht ich“ der israelin Zeruya Shalev.
Nebst all der Widrigkeiten und Krisenherde auf dieser Welt bietet die Fantasy-Literatur die Möglichkeit, in andere Welten abzutauchen und daselbst Kreativität und neue Wege zu entdecken. Der Verein Kunst und Kultur Bitsch lud zu einer Lesung und Werkstatt-Gespräch mit der Fantasy-Autorin Joanne Gattlen ein.
Ein Fantasy-Tanztheater nach literarischer Vorlage gab es auf der Bühne des Theaters La Poste vom 26.-28 April 2024 zu bestaunen. Das Team von A+O Tanz brachte das Stück „Marry Hutter“ zur Aufführung (Leitung und Regie: Jeannette Salzmann; Text und Textfassung: Kurt Schnidrig).
Für ältere Menschen ist auf dem Büchermarkt viel Tröstliches und Bedenkenswertes erschienen. Der Bestseller von Elke Heidenreich mit dem Titel „Altern“ ging wie warme Brötchen über die Ladentische. War man früher nach der Pensionierung einfach nur altes Eisen gewesen, zeigen Autorinnen wie Heidenreich, was alles im dritten Lebensalter noch möglich ist.
Und für unsere Jüngsten? Vom klassischen Bilderbuch bis zu den Toniboxen ermunterte ein breites Angebot unsere kindlichen ABC-Schützen zum Lesen und zum Schreiben.
Von Herzen bedanke ich mich bei allen Organisationen und Institutionen, die das Lesen und Schreiben immer wieder fantasievoll unterstützen.
Mein persönlicher Dank geht auch an pomona.media mit rro. Mit der „Literaturwelle“ steht seit Jahren ein ideales Sendegefäss zur Verfügung für regionale, nationale und internationale Literatur.
Im vergangenen Jahr sind bei rro noch zwei zusätzliche literarische Formate hinzugekommen: Der „Literatur-Hängert“ und die „Bücherecke“ auf pomona.ch/rro.
Die Traumwelten Irlands sind Schauplatz zahlreicher Roman-Verfilmungen. Dank den neuen Literatur-Sendungen „Bücherecke“ (mit Text) und „Literatur-Hängert“ (mit O-Ton) kann Literatur auf Radio Rottu Oberwallis nun auch in grösseren und längeren Formaten vermittelt werden.
Die Literatur-Sendungen in Zusammenarbeit mit einem kompetenten Moderations- und Redaktions-Team betreuen zu dürfen, ist für mich als rro-Literaturexperte immer wieder schlicht grossartig, ein Erlebnis und eine äusserst dankbare Aufgabe.
Texte, Bilder und Radiosendungen: Kurt Schnidrig