Brigitta Winkelried ist 1959 in Fiesch geboren als Brigitte Imwinkelried. Nach ihrem Studium unterrichtete sie bis 2018 an der Berufsfachschule Oberwallis in Brig. Seither schreibt sie Kriminalromane. Ihr erster Krimi erschien 2019 und trägt den Titel „Das Wundermedikament“. Bereits im Jahr darauf folgte „Der Tote im Wolfspelz“ und ein Jahr später „Die Vergeltung des Engels“. Nun also legt sie in diesem Spätsommer ihren vierten Krimi vor. Er spielt in den grossen Talorten Brig und Visp und heisst „Mord hinter dem Vorhang“.
„Mord hinter dem Vorhang“ – ist ein Regio-Krimi: Im Briger Kellertheater geht das Konzert der Band «Hot Stuff» über die Bühne. Als Sänger(-in) begeistert Miguel Santana das Publikum. Miguel Santana tritt geschminkt und in Frauenkleidern auf, dressed as a girl, als Dragqueen also. Ihr Künstlername ist Maya Luna. Die Performance der Dragqueen begeistert. Die Sängerin verabschiedet sich mit dem Lied «Wir werden die ganze Nacht Liebe machen». Aber dazu kommts nicht mehr, denn nach dem Konzert findet der Schlosswart Peter Huber die Dragqueen tot hinter der Bühne.
Auf Spurensuche mit der Krimi-Autorin durfte ich in der Altstadt von Brig einige der Örtlichkeiten besuchen, die im Krimi „Mord hinter dem Vorhang“ als Schauplätze dienen. Unsere Spurensuche starteten wir im Garten des Stockalperschlosses und im angrenzenden Kellertheater, wo nach einer prächtigen und vom Publikum heftig applaudierten Show sich Zuschauer und Musiker in der Bar treffen. Doch der Star des Abends, die Dragqueen Maya Luna, fehlt. Als sich immer mehr Konzertbesucher ungeduldig fragen, wo denn der Star bleibt, findet der Theaterdirektor die Dragqueen tot hinter dem Bühnenvorhang.
Das rro-Interview mit Brigitta Winkelried mag etwas (aber nicht allzu viel) Licht in die Mordsache bringen, denn selbstverständlich wollen wir der Leserschaft das Miträtseln und Mitraten zusammen mit Kommissar Steinalper und seinen Ermittlerinnen und Ermittlern überlassen.
Kurt Schnidrig: Brigitta Winkelried, geht es in Ihrem neuen Krimi um die Gender-Frage?
Brigitta Winkelried: Nur ganz am Rande. Man könnte auch sagen, es gehe um Fitness. Denn einige Szenen spielen auch in Fitness-Centern. Oder man könnte auch sagen: Es geht um das Umfeld, um die Verstrickungen dieses Umfelds mit der Dragqueen und mit deren Familien- und Freundeskreis. Dazu muss ich sagen: Bei der Dragqueen handelt es sich um einen jungen Mann, der vor allem mit seiner Musik gut verdienen möchte. Dragqueen Miguel Santana alias Maya Luna ist der Meinung, dass er die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit vermehrt auf sich ziehen kann, wenn er sich als Dragqueen produziert. Er / Sie ist aber nicht eine «aufgetakelte» Frau, vielmehr versteht er/sie sich als Künstler.
Es liesse sich also sagen, dass es sich um einen anspruchsvolleren Kriminalroman handelt, in dem es auch um zeitgenössische und gesellschaftliche Problematiken geht?
Ja, die Gender-Frage ist sicher eine dieser Problematiken. Aber es geht unter anderem auch um Rechtsextremismus, es geht aber auch noch um andere Themen, die ebenfalls eine wichtige Rolle spielen, da möchte ich jedoch nicht zu viel verraten…
«Mord hinter dem Vorhang», so der Titel des Krimis. Die Handlung «Hinter dem Vorhang» spielt sich im Kellertheater Brig ab, in einem geschlossenen Raum hinter der Bühne. Brauchte es dazu besonders viel Recherchier-Arbeit?
Die Handlung spielt in Brig und in Visp. Auch wenn man die Örtlichkeiten kennt, muss man nochmals genau hinschauen und beobachten. Dazu brauchte es Leute, die mir Dinge erklärten, die für die Ermittlungen wichtig sind, so dass man die Verbrecher schnappen kann. Ohne Recherchier-Arbeit ist sowas nicht zu bewerkstelligen. Recherchieren finde ich persönlich immer sehr interessant, und ich lerne immer noch dazu.
A propos Recherchen: Beim Lesen fühlt man sich als Briger oder als Visper immer wieder mal angesprochen. Zum Beispiel finden sich Ausdrücke, die alle Briger bestimmt kennen: «Bermuda-Dreieck» zum Beispiel, oder die Diskussionen über die unpässlichen Pflastersteine, wenn die Damen mit ihren Stöckelschuhen über den Stadtplatz stöckeln und da zwischen den Pflastersteinen hängen bleiben, oder die Studenten-Marotte, von den angrenzenden Restaurants die Mädchen zu «taxieren», wenn diese über den Stadtplatz stolzieren. Oder in Visp der «Büürumärt» oder das Übungslokal der Band «Hot Stuff», das sich neben dem Sepp-Blatter-Schulhaus befindet… Die Frage, die sich stellt: Ist dieser Lokalkolorit nur für Einheimische spannend und unterhaltsam? Oder auch für Leserinnen und Leser, die mit unseren lokalen Verhältnissen nicht vertraut sind?
Ich kenne viele Leute, auch aus der übrigen Deutschschweiz, die sowas sehr gerne lesen werden. Diese haben auch schon meine früheren Krimis gelesen, die kommen doch auch hin und wieder ins Wallis und sagen dann: Ach, das kenne ich! Bestimmt werden auch Touristen mein Buch interessant finden. Jede und jeder kann sich darin zurechtfinden, ich schreibe nicht Walliserdeutsch, sondern in einer «guten deutschen Sprache».
Wir wünschen spannende Unterhaltung bei «Mord hinter dem Vorhang», dem neusten Krimi von Brigitta Winkelried.
Buchtaufe in der ZAP*Brig ist am 5. Oktober um 19.30 Uhr. Das Buch ist im guten Buchhandel erhältlich, in den ZAP-Filialen Brig und Visp sowie in Online-Shops. Brigitta Winkelried: Mord hinter dem Vorhang, ISBN 978-3-8422-4892-2 .
Text, Bilder und Radiosendung: Kurt Schnidrig