Mit „Elternabend“ hat Erfolgsautor Sebastian Fitzeck ein lustiges Buch mit Tiefgang geschrieben. Das Buch könnte womöglich Eltern von Schülerinnen und Schülern ermutigen, sich auf Elternabende vermehrt zu freuen, anstatt sich zu sorgen.
Sebastian Fitzeck gehört im deutschen Sprachraum zu den meistgelesenen Thriller-Autoren. Mehr als zwanzig seiner Psychothriller sind wahre Bestseller. Nun aber wagt sich Sebastian Fitzeck auf ein für ihn unbekanntes literarisches Feld. Mit seinem neusten Buch „Elternabend“ versucht er sich im Komödien-Genre.
Helikopter-Eltern, also Eltern, die sich übermässig um ihren Nachwuchs sorgen, geben tatsächlich prächtige Stoffe ab für Komödien. Allerdings ist es nie einfach, lustig und komödiantisch zu wirken, insbesondere in der Literatur nicht. Wer die bisherigen Psychothriller von Sebastian Fitzeck gelesen hat, der wird nun beim Lesen seines neusten Werks wohl die Geradlinigkeit und die Souveränität vermissen, die der Autor beim Erzählen seiner Thriller-Geschichten an den Tag zu legen pflegt.
Beim Lesen von „Elternabend“ kann leicht das Gefühl aufkommen, dass Fitzeck etwas gar bemüht ist, witzig und pointenreich zu schreiben. Das Buch strotzt vor Wortspielereien und vor ausgefallenen sprachlichen Bildern. Steckt die Intention dahinter, die Eltern von Schülerinnen und Schülern zu ermutigen, sich vor Elternabenden weniger zu sorgen? Insbesondere in unserem Nachbarland geht die Rede, dass nicht wenige Eltern bereits mit dem Rechtsanwalt zum Elternabend anrücken.
Der Inhalt von „Elternabend“ bietet Eltern allerdings kaum Identifikations-Möglichkeiten. Zwei Kriminelle, die einander kaum kennen, mischen sich völlig unbeabsichtigt und rein zufällig unter die Eltern, die zum schulischen Elternabend geladen sind. Der eine Kriminelle nennt sich Sascha Nebel. Als Ich-Erzähler im Roman lernen wir ihn gleich zu Beginn als Auto-Knacker kennen. Dabei wird er überrascht von einer Gruppe von Klima-Aktivistinnen, darunter auch eine Frau mit dem Namen Christin. Als jedoch die Polizei aufkreuzt, müssen sowohl der Auto-Knacker Sascha als auch die Klima-Aktivistin Christin die Flucht ergreifen. Beide flüchten zusammen in ein Schulhaus, wo sie unversehens in den Elternabend einer fünften Klasse hineinplatzen.
Sascha und Christin reagieren blitzschnell und geben sich als ein Elternpaar aus. Als ein solches werden die Beiden sogleich begrüsst, denn die Schulleitung vermutet in den Beiden das Elternpaar des elfjährigen Schülers Hector. Weil Hectors Eltern sich bis dato an schulischen Anlässen nie haben blicken lassen, fällt niemandem auf, dass Sascha und Christin weder Eltern noch Geladene sind. Die beiden Kleinkriminellen wissen allerdings nicht, dass der Schüler Hector und seine Eltern bei der Schule und bei den Eltern in höchstem Masse unbeliebt sind, denn Hector ist ein unausstehlicher Flegel und Lausbub. Sascha und Christin, die unfreiwilligen Eltern, haben in der Folge einen höchst anspruchsvollen Elternabend durchzustehen, einen Elternabend voller Situationskomik und voller unfreiwilligem Humor.
In „Elternabend“ tischt uns Autor Sebastian Fitzeck etwas zu viel des Guten auf. Das Roman-Geschehen hangelt sich von Pointe zu Pointe, die Witzdichte ist enorm. Hinzu kommt, dass die Handlung, der Plot, mit den zwei Klein-Kriminellen, die unfreiwillig in einen Elternabend geraten, sehr unwahrscheinlich rüberkommt. Wer jedoch gute Unterhaltung sucht, wer die Schule als Institution etwas lockerer und witziger erleben möchte, dem sei „Elternabend“ von Sebastian Fitzeck empfohlen.
Text, Bild und Radiosendung: Kurt Schnidrig