Im riesigen Hörsaal der LONZA in Visp trafen sich Männer und Frauen, Mitarbeitende aus vielerlei Sparten der Lonza, zu einem Mittags-Event. Auf Einladung durfte ich als Verfasser von Männergeschichten aus dem Oberwalliser Männerbüro aus dem Buch „Sucher, Träumer, Rebellen“ lesen und zuweilen auch über Passagen daraus mit dem Publikum debattieren. Anlass dazu gab der Internationale Männertag vom 19. November. Nachfolgend eine Zusammenfassung einiger wichtiger Inhalte.
Moderne Männer sind Allrounder. Männer sind Väter. Männer sind Brotverdiener. Männer sind Erzieher. Männer sind Beschützer. Männer sind Freizeitpartner. Männer sind Ehepartner. Männer sind… Wie aber lassen sich alle diese Funktionen unter einen Hut bringen? Eine grosse Herausforderung besteht zusätzlich noch darin, eine Balance zu finden zwischen dem Beruf und der Familie.
Männer haben dazugelernt. Im Vergleich zu den Babyboomer-Vätern der 1970er- und 1980er-Jahre agieren Männer heute deutlich anders. Viele Männer haben erzieherische, betreuende und begleitende Funktionen übernommen. Heutige Väter machen sich Gedanken über eine richtige Erziehung. In vielen Bereichen übernehmen die Väter zusammen mit den Müttern die Verantwortung, sogar auch dann, wenn sie Vollzeit arbeiten. Kurz: Die Männer haben aufgeholt.
Neue Rollenbilder moderner Männer stehen zur Diskussion. Was alles leisten moderne Männer und Väter? Die Zahl der Väter, die sich zusammen mit ihrer Partnerin auf die Geburt eines Kindes vorbereiten, wird immer grösser. Väter sind auch im Geburtssaal mit dabei. Viele sind bereit, zu jeder Tages- und Nachtzeit die Windeln zu wechseln. Moderne Väter drehen auch ihre Runden auf dem Spielplatz oder helfen bei den Hausaufgaben. Es liegt auf der Hand, dass mit all diesen neuen Aufgaben auch der Druck auf die modernen Väter wächst. Heutige Väter müssen nämlich in vielen Rollen reüssieren. Und: Sie müssen Familie und Karriere unter einen Hut bringen.
Sucher, Träumer, Rebellen: DEN Mann gibt es nicht. Vielmehr gibt es mannigfache Charaktere. Die literarischen Porträts im Buch sind wie Mosaikstücke, die sich gesamthaft zu einem heutigen Männerbild zusammenfügen lassen.
Bei fast allen Recherchen, die ich für das Buch „Sucher, Träumer, Rebellen“ angestellt habe, sind die Erinnerungen an das eigene Jungs-, Vater- und Mann-Sein zentral. In den zahlreichen Interviews und Gesprächen standen die Kernfragen im Raum: Was haben Sie auf Ihrer Reise zum Mann-Sein für Entdeckungen gemacht? Worüber haben Sie gelacht? Worüber sind Sie gestolpert? Worüber haben Sie sich aufgeregt?
Zu den Beratungsgesprächen, die von den Fachleuten des Männerbüros angeboten werden, kommen vorwiegend Männer, die nicht das traditionelle Rollenverständnis leben, sondern neue Formen ausprobieren wollen. Sie tun dies als Suchende, als Träumer oder als Rebellen. Manche träumen von neuen Formen des Zusammenlebens, andere geben sich rebellisch und machen sich auf den Weg hin zu einem neuen Rollenverhalten. Suchende jedoch sind sie allesamt.
Wer zu neuen Ufern aufbrechen möchte, der muss sich zuerst seiner persönlichen Situation bewusstwerden. Soll das traditionelle Männerbild weiterhin massgebend sein? Oder sollen im gemeinsamen Gespräch mit Hilfe eines Coachings die Schwierigkeiten in der Familie, bei der Arbeit oder in der Beziehung angegangen werden? Die Erinnerung an das, was war, nicht selten auch die eigene Kindheit, sind dabei immer Fundament und Ausgangsbasis für neue Lebens-, Arbeits- und Beziehungsformen.
Text, Bild und Radiosendungen: Kurt Schnidrig