Terezia Mora stammt aus Ungarn, lebt aber schon seit langer Zeit in Berlin. Ihr Roman „Muna oder die Hälfte des Lebens“ steht auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis. Darin beschreibt Terezia Mora, was eine emotionale Abhängigkeit von einem Partner auslösen kann. Die Protagonistin im Roman heisst Muna, und Muna ist eine Frau, die sich selbst alles erarbeiten muss. Muna ist wissbegierig, Muna testet verschiedene Jobs, Muna testet auch verschiedene Männer. Muna versucht in verschiedenen Städten zu leben.
Doch bald einmal konzentriert sich Muna auf das Schreiben. Besonders das weibliche Schreiben hat es ihr angetan und das Schreiben über feministische Fragestellungen. Doch dabei hilft ihr das Wissen aus Büchern nicht weiter. Immer wieder begibt sich deshalb Muna in Situationen, die uns beim Lesen aufwühlen und berühren.
Warum nur kann eine stimmige Partnerschaft nicht gelingen? Muna, die Protagonistin im Roman, kann sich nicht loslösen von ihrem Partner. Und dabei ist doch ihr Partner alles andere als ein liebevoller Mensch. Munas Partner heisst Magnus und er beschimpft sie, er tut ihr sogar Gewalt an, seelisch und auch körperlich.
„Mieses Stück parfümierte Scheisse! Ich weiss nicht, ob es seine Stimme war oder etwas in meinem Kopf, das mir die Wahrheit über mich sagte. Dann wurde das Rauschen meines Blutes in meinen Ohren so laut, dass ich nichts mehr hörte, auch nicht mehr einen Gedanken. Das war die Halsschlagader, die er zugedrückt hielt, während er mich gegen die Wand presste.“
Aus: „Muna oder die Hälfte des Lebens“ von Terezia Mora.
Dies alles beschreibt die Autorin sehr präzise. Trotzdem überlässt sie den Lesenden die Beantwortung von so wichtigen Fragen wie: Weshalb sieht und erkennt eine Frau das, was man gemeinhin „Liebe“ nennt in einer Beziehung, die sich doch so unfreundlich und abweisend gestaltet? Wenn jemand zur Erkenntnis gelangt, dass das Glück in einer Partnerschaft sich nicht einstellen will – weshalb besteht man trotzdem darauf, dass der Partner bleibt? Und: Weshalb lebt man ein Leben lang in der Hoffnung, dass sich das Glück in einer Beziehung aller Widerwärtigkeiten zum Trotz doch noch einstellt?
Die Autorin Terezia Mora bezieht ihre Leserinnen und Leser in die Geschichte ein. Ganz nach dem Motto: Such dir die Lösung selbst! Die Autorin führt ihrer Leserschaft vor Augen, was im Kopf ihrer Protagonistin Muna vor sich geht. Mit Hilfe von Interpunktion, Klammern und Durchstreichungen wird für die Lesenden auch schon optisch verdeutlicht, was Muna denkt und was sie zu verarbeiten hat.
Schlussendlich dreht sich aber alles immer wieder um die eine Frage: Was geschieht mit einem Leben, das in Abhängigkeit von einer Partnerin oder von einem Partner geführt wird? Was ist, wenn Risse in einer Beziehung auftreten? Und was passiert, wenn dann noch Kälte, Gewalt und Unstimmigkeiten hinzukommen? Soll man dann ganz einfach aufgeben?
Im Roman „Muna oder das halbe Leben“ will die Protagonistin nicht aufgeben. Im Gegenteil. Sie wagt den Gang bis ans bittere Ende ihrer missglückten Beziehung.
Text, Bild und Radiosendung: Kurt Schnidrig